Re: Körpergrösse und Hebelverhältnisse im BB-Training
	
	
		
	Zitat:
	
		
		
			
				Zitat von dr.Hasenbein
				
			
			Wie seht Ihr das, z.B bei Kreuzheben und Bankdrücken, o.a.
Ein Kleinerer Mensch hat zwar einen kleineren Bewegungsumfang auszuführen, dafür aber doch einen viel krasseren Hebel zu überwinden als ein Grosser Mensch : Langer Bew-Umfang, günstigerer Hebel.
Stimmt meine Überlegung so?
Bei Franco Columbo zum Beispiel wäre Die Kraftleistung auf seine Körpergrösse ja wirklich enorm gewesen, wenn dem so ist.
			
		
	 
 Nein, nicht so ganz.
Die biomechanischen Verhältnisse sind etwas komplizierter.
Nehmen wir ein einfaches Beispiel- einen Bizepscurl.
Der Drehpunkt bei einem Bizepscurl ist der Ellbogen. Die Last wird in der Hand gehalten. Die Kraft wird vom Bizeps ausgeübt (es spielen noch andere Muskeln mit, die lassen wir der Einfachheit halber unberücksichtigt), der über Sehnen einerseits am Schulterblatt und andererseits am Unterarm ansetzt.
Aus Physik/Mechanik wird sich der eine oder andere noch an den Lehrsatz Last x Lastarm= Kraft x Kraftarm erinnern.
D.h. in unserem Fall ist das Drehmoment der Last über die Unterarmlänge und das Kraftmoment die Bizepskraft mal dem Abstand des Bizepsansatzes am Unterarm vom Ellbogen.
Hantellast x Unterarmlänge = Bizepskraft x Abstand Bizepsansatz am Unterarm zum Ellbogen.
Wenn einer also kurze Unterarme hat, hat er nur dann einen Vorteil, wenn sein Bizepsansatz am Unterarm nicht im gleichen Maße näher am Ellbogen ist.
Zur Kernfrage- haben kleinere Menschen Vorteile beim Gewichtheben, läßt sich pauschal nicht beantworten.
Es kommt auf einige weiter Faktoren und auf die Übung an.
Kleinere Menschen haben beim Bankdrücken, Kniebeugen oder Kreuzheben durch ihre kürzeren Extremitäten den Vorteil, dass ihre Bewegungen auch kürzer sind.
Die Hebelverhältnisse sind in diesen Übungen zu ihren Gunsten.
Geht es aber bei Übungen wie Steinheben (siehe Strongmanbewerbe) darum, Lasten auf eine bestimmte Höhe zu bringen, sind sie im Nachteil.
Auch die Muskellänge spielt eine Rolle, weil längere Muskeln bei gleicher Dicke potentiell stärker als kürzere sind (bei gleichem Fasertyp und Trainingszustand). 
Nehmen wir zum Vergleich zwei Athleten her, die gleichen Oberarmumfang und Brustumfang haben, gleiche Muskelfaserzusammensetzung und gleichen Trainingszustand aufweisen. Sie unterscheiden sich nur in der Armlänge.
Beim Bankdrücken wird sehr wahrscheinlich der kurzarmige mehr Gewicht bewegen können. 
Wie gesagt- wenn alle Parameter sonst gleich sind und nur die Hebelverkältnisse entscheiden- nur kommt das im Alltag sicher nie vor.
Hier sind als Beispiel auch die Turner angeführt worden, die klein sind, womit argumentiert wurde, dass kleinere Menschen stärker als große wären.
Tatsächlich sind kleine Menschen relativ stärker- relativ zu ihrem Körpergewicht. 
Man vergleiche die Gewichte, die Gewichtheber in verschiedenen Gewichtsklassen bewegen. Die kleineren und leichteren Gewichtheber bewegen mehr Gewicht im Verhältnis zu ihrem Eigengewicht.
Turner müssen natürlich auch über große Kräfte im Verhältnis zu ihrem Gewicht verfügen. 
Im Kreuzhang an den Ringen zB. muß der Turner enorme Kräfte in der Brustmuskulatur besitzen.
Ein großer Mensch hat im Vergleich zu einem kleineren bald das schlechtere Gewicht- Kraftverhältnis, weil das Gewicht mit dem Körpervolumen in der dritten Potenz wächst, während die Kraft eines Muskels vorwiegend von seinem Querschnitt beeinflußt wird, der nur zum Quadrat steigt.
Deshalb sind die beliebten Vergleich zwischen Insekten (eine Ameise kann das x- fache ihres Körpergewichtes schleppen oder ein Floh springt 100mal höher als er groß ist) und Menschen auch Nonsens.
Eine Ameise maßstabgerecht auf die Größe eines Menschen gebracht  könnte nicht einmal stehen, weil ihre Beine viel zu dünn wären.
Grüße
valdez