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Nährstoffzufuhr


Ein isokalorischer Ersatz von einzelnen energieliefernden Nährstoffen hat nur Einfluss auf die prozentuelle Energielieferung einzelner Makronährstoffe, nicht jedoch auf eine Gewichtsreduktion. Im Augenblick wird die Frage, ob die Umsetzung der Kalorienreduktion durch eine Begrenzung der Fett- („Low Fat Diet“) oder der Kohlenhydrataufnahme („Low Carb Diet“) zu erreichen ist, noch kontroversiell diskutiert. Erste Studien zeigen zwar einen mehr oder weniger größeren Gewichtsverlust und auch einen besseren Langzeiterfolg nach 12 Monaten unter einer kohlenhydratreduzierten Diät im Vergleich zu einer fettreduzierten Diät (Samaha et al, 2003; St. Jeor et al, 2001; Stern et al, 2004). Dennoch werden die kohlenhydratreduzierten Diätformen aufgrund von fehlenden Langzeitbeobachtungen, insbesondere in Bezug auf die Auswirkung auf Stoffwechselparameter, und der inadäquaten Versorgung von Mikronährstoffen, nicht empfohlen (Brehm et al, 2003; St. Jeor et al, 2001). Eine Metaanalyse von „Low-Fat-Diäten“ wiederum zeigt, dass eine 10%ige Reduktion des Fettanteils auf ungefähr 27% den Gewichtsreduktionserfolg um 3,2 kg erhöht, und dass Low-Fat-Diäten mit einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten keinen nachteiligen Effekt auf kardiovaskuläre Risikofaktoren haben (Lean and Lara, 2004). Ungeeignet sind aber alle „Very-Low-Fat-Diäten“, da durch diese keine größeren Gewichtsreduktionserfolge erzielt werden können, sie aber auch das Risiko für eine inadäquate Versorgung mit essentiellen Fettsäuren beinhalten und eine niedrigere Compliance aufweisen. „High-Protein-Diäten“ bewirken durch eine eingeschränkte Nahrungsmittelauswahl eine Unterversorgung von Vitaminen und Mineralstoffen und können unter anderem zu Nierenerkrankungen führen und langfristig eine Reduktion der Knochendichte bewirken (Krauss et al, 2000; St. Jeor, 2001).

Ungeachtet der derzeit laufenden Diskussion müssen zukünftig auch verstärkt persönliche Nahrungsmittelpräferenzen Eingang in die tatsächliche Zusammenstellung der Kost in der Adipositastherapie finden, da nur so die Compliance erhöht werden kann und so ein Langzeiterfolg gewährleistet ist (EK 4).

Da man davon ausgehen kann, dass gleichermaßen bei fettarmer wie fettreicher Kost die Gefahr einer überhöhten Energieaufnahme und somit eine vermehrte Fettspeicherung gegeben ist, liegt ein geschätzter AMDR (Acceptable Macronutrient Distribution Ranges) in der Primärprävention der Adipositas für Fettaufnahme bei Erwachsenen zwischen 20 und 35 Energieprozent. Der Kohlenhydratanteil sollte sowohl in der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention über 55 E% betragen und vorwiegend Polysaccharide beinhalten. Die Zufuhr von „Zucker“ sollte bei 10 E% oder niedriger liegen (DGE, 2000; Grassmann, 2003; Rieder et al, 2004; WHO, 2003), da dadurch weder das Ausmaß der Gewichtsreduktion noch die Vitamin- und Mineralstoffversorgung beeinträchtigt werden. Streng zuckerarme Kostformen verschlechtern die Compliance (West and de Looy, 2001).

Um langfristig ein Defizit von Makro- und Mikronährstoffen zu verhindern, wird eine abwechslungsreiche Mischkost empfohlen. Diese soll fettmoderat, stärkebetont und ballaststoffreich sein und vor allem aus Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten bestehen, mit einem reduzierten Anteil von gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Zucker (Krauss et al, 2000; Wetst and de Looy, 2001; EK IV, Empfehlungsgrad A).
Grundsätzlich sollte es, wenn keine medizinischen Indikationen vorhanden sind, keine Verbote geben, sondern der richtige Umgang auch mit "problematischen Lebensmitteln" erlernt werden."

Adipositas Austria