Da man vielleicht nicht für jeden Film einen eigenen Thread aufmachen möchte und es in Gute Filme meist um ältere Streifen geht, eröffne ich einfach mal einen, in welchem man über Neuerscheinungen im Kino oder auf Blu-ray diskutieren kann.
Vor einigen Wochen auf Blu-ray erschienen und zurecht dauerverliehen in meiner Videothek: Ziemlich gute Kritiken, ziemlich lang, ziemlich guter Soundtrack und wirklich stark besetzt (u.a. Bradley Cooper aus "Hangover"). Mir hat er gut gefallen, so gegensätzlich die verschiedenen Charaktere sind, so sehr bringt man doch Empathie für sie auf.
Gestern habe ich "12 Years a Slave" im Kino gesehen und muss sagen, großartig gemacht, aber die Verfilmung der Aufzeichnungen eines verschleppten und dann jahrelang versklavten Afroamerikaners ist wirklich harter Tobak. Über zwei Stunden lang mehr oder weniger Entsetzen, relativ nüchtern inszeniert, das man nach dem Abspann nur schwer ausblenden kann, weil es sich wohl unzählige Male so oder ähnlich zugetragen hat - und das meist mit noch schlechterem Ausgang als hier. Also absolut sehenswert ist der Film, aber nichts für den romantischen Abend mit der Freundin, dazu muss man ihn zulang sacken lassen. Toll ist auch der Soundtrack, den man aus "Der schmale Grat" kennt.
War heute nun zum dritten Mal in acht Tagen im Kino, geschaut wurde "All is lost" mit Robert Redfort. Die Handlung ist schnell erklärt: Ein Mann, von dem der Zuschauer weder Name noch Hintergrund erfährt, gerät allein auf seinem Segelboot in Seenot. Der Film enthält keinen einzigen Dialog, über die gesamte Dauer schaut man der Figur bei ihrem Überlebenskampf zu. Mancher wird vollkommen gelangweilt sein, ich fand es brillant, hat mich stark an die erste Stunde von "Cast Away" erinnert.
Mit dem Horror-Genre hat der Film trotz seines Titels nichts gemein. Die Groteske begleitet zwei Unternehmensberater, welche ihre ziemlich kaputte, turbokapitalistische Weltsicht zum Besten geben, während sie in Entwicklungsländer reisen, um dort im Kundenauftrag die Kosten von Lieferanten durch Umstrukturieren weiter zu senken, oder andernfalls die Produktion eben ins nächste, noch billigere Land zu verlegen. Das Privatleben der beiden zu Hause, so es denn überhaupt existiert, ist kaputt. Nach dem Selbstmord ihres alten Partners bekommen sie von ihrer Firma eine Frau zur Seite gestellt, die noch ihre letzten Ideale nicht aufgegeben hat und so etwas wie einen Gegenpol bilden will. Das Ganze ist als Satire zu verstehen, der Humor bitterböse, Depressionen der Kollegen, Kriege, Terrorismus oder religiöse Verbrennungen werden allenfalls zynisch zur Kenntnis genommen oder dienen zur Belustigung. Das einheimische Personal wird gedemütigt oder für Sex bezahlt. Da man für Land und Leute kein Interesse hat, spielt der gesamte, kammerspielartige Film konsequenterweise nur in Hotelzimmern, in welcher Stadt man sich gerade befindet - überwiegend Lagos, Nigeria - erfährt man nur beiläufig.
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