Der Muskelkater ist im Bodybuilding ein heiß-umkämpftes Phänomen. Früher kursierten Berichte über die Ansammlung von Milchsäure, einige Institute bewiesen jedoch, dass es sich lediglich um Mikrofaserrisse in den Myofibrillen der Muskelfasern handle…

Ursache und Symptomatik

Nach sportlicher Anstrengung treten besonders bei hohen Belastungen oder untrainierten Muskelpartien Schmerzen auf; der sog. Muskelkater. Meistens macht sich dieser erst Stunden nach dem Sport bemerkbar.

Die Bezeichnung Kater leitet sich wohl von Katarrh ab. Ein Katarrh (auch Katarr v. griech. [katarhein] = herunterfließen) ist eine Entzündung der Schleimhäute, häufig der Atmungsorgane, die mit einer vermehrten Absonderung wässrigen oder schleimigen Sekretes verbunden ist.

Man ist sich noch nicht vollends über die Ursachen des Muskelkaters einig. Früher ging man von einer Übersäuerung des Muskels durch Milchsäure (Laktat, Salz der Milchsäure) aus. Diese These ist jedoch inzwischen aus folgenden Gründen als unhaltbar erkannt worden:
Muskelkater tritt hauptsächlich bei ungeübten Sportlern auf, die sich überfordern. Laktat bildet jedoch sowohl der Anfänger wie der Profi.
Nach der Laktat-Hypothese müsste ein Muskelkater besonders durch sportliche Betätigungen wie z.B. einen 400-Meter-Lauf, bei dem besonders hohe Laktat-Werte gemessen werden, entstehen. Die Praxis zeigt jedoch, dass er öfter nach Krafttraining auftritt, bei dem nicht so viel Laktat gebildet wird.
Laktat hat eine Halbwertszeit von etwa 20 Minuten. Ein Muskelkater tritt aber erst Stunden später auf, nachdem sich der Laktatspiegel längst normalisiert hat.
Heute geht man davon aus, dass - so zeigen Beobachtungen - durch die Überbelastung kleine Risse im Muskelgewebe auftreten. Die Entzündungen, die durch die Risse entstehen, führen durch Eindringen von Wasser zum Anschwellen des Muskels; dies führt zu dem hier thematisierten Dehnungsschmerz.

Es handelt sich hierbei also um einen "normalen" Gewebsschaden , daher reagiert der Körper mit Wasseransammlungen an der defekten Stelle, was den Muskel auch etwas größer aussehen lässt. Aus diesem Grunde trainieren auch Viele extra darauf hin.
Muskelkater entsteht durch Kontraktion und gleichzeitiges Dehnen des Muskels. Der Muskelkater kann also auch leicht verstärkt werden.Deshalb empfiehlt sich ein Dehnen nach dem Training keinesfalls!

Ist Muskelkater ein Zeichen für Muskelwachstum?

Aus trainingswissenschaftlicher Sicht ist dies nicht zu bestätigen, d.h. Muskelkater ist kein Indikator für Muskelwachtum. Vielmehr ist er ein Zeichen für eine Überlastung des Muskels. Der Muskel signalisiert mit dem "Katerschmerz" also, dass er eine Pause benötigt, die man ihm dann auch dringend geben sollte, denn permantenter Muskelkater ist sogar kontraproduktiv; ein Zeichen dafür dass man seinen Körper ins Übertraining zwingt.

Muskelaufbau (Hypertrophie) in Form von Muskelfaserverdickung ist dabei durchaus möglich. Eine "Hyperplasie" wurde auch schon beobachtet. Hyperplasie ist der Begriff für Muskelfaserneubildung. Dies wurde schon oft bei einigen Tieren beobachtet, aber beim Menschen nur sehr selten z.B. bei Gewichthebern. Für die Muskelkatertheorie spricht, dass erfahrene Wanderer meist riesige Waden mit einer gut entwickelten Muskulatur haben, ohne sie richtig zu trainieren. Beim Bergaufgehen wird die Wade gedehnt und muss auch kontrahieren. Dabei entsteht ein guter Muskelkater und lässt anscheinend den Muskel gut wachsen.
Allerdings tritt Muskelkater in der Regel nach längerer Trainingspause oder Neubeginn des Trainings, sowie der Aufnahme von neuen, ungewohnten Übungen ins Trainingsprogramm auf. Nach einigen Trainingseinheiten sollte der Körper nicht mehr mit Muskelkater antworten.

Warum fängt der Muskelkater erst nach einem Tag an ?

Natürlich stellt sich die Frage, warum im Augenblick der Verletzung kein Schmerz verspürt wird. Der Grund ist einfach: die Schmerznervenendigungen liegen außer halb der Muskelfasern im Bindegewebe. Nur wenn auch dort Risse entstehen, fühlt man sofort Schmerz. Anderenfalls müssen erst die beschädigten Strukturen in der Zelle abgebaut werden, die Spaltprodukte können die Schmerznerven nach dem Austritt unmittelbar reizen oder mittelbar dadurch, dass sie Wasser in die Zelle ziehen. Das führt über Zellschwellungen zu Gefäßeinengung; damit verschlechtert sich die Durchblutung, was ebenfalls Schmerz verursacht. Muskelschmerz führt außerdem zu einer reflektorischen Verspannung (Muskelhärte), die die Durchblutung weiter vermindert und so in einem Teufelskreis den Schmerz verstärkt. All dies erklärt die Verzögerung bis zum Auftreten des Muskelkaters.

Schlechte Koordination ist eine Mitursache!

Auch die Tatsache, dass Muskelkater nur bei ungewohnten Bewegungen auftritt, läßt sich gut erklären. In einer solchen Situation ist die intramuskuläre Koordination noch schlecht. Der Kontraktionsbeginn in verschiedenen Muskelfasern ist nicht wie nach langer Übung perfekt synchronisiert, so dass einzelnen Fasern noch besonders hohen Spannungsspitzen ausgesetzt werden.

Prophylaxe und Therapie

Nach einer Studie in Australien (BMJ Paper) verringern Dehnungsübungen vor oder nach dem Training einen Muskelkater nur in vernachlässigbar geringem Umfang. Auch vorheriges "Aufwärmen" kann nicht vor Rissen, die aus einer Überbeanspruchung von Muskelfasern herrühren, schützen. Massagen tragen nicht zur Heilung eines Muskelkaters bei, sondern sind eine zusätzliche mechanische Irritation der Muskulatur, und deswegen abzulehnen. Wärmebehandlungen, etwa durch Bäder oder Saunabesuche, können dagegen den Schmerz mildern und zu einer schnelleren Reparatur der Muskelfasern beitragen, da die Durchblutung der Muskeln gesteigert wird.

Kurzinfo:

Symptome:
Muskelschmerzen bei Muskelspannung und auf Druck etwa 8 bis 24 Stunden nach dem Sport, Muskelverhärtung, Muskelschwellung

Wann zum Arzt:
Wenn der Schmerz nach 5 Tagen nicht verschwindet (Verdacht auf Zerrung oder Muskelfaserriss)

Therapie:
Warme Bäder, Sauna, Solarium, Lockerungsübungen, leichte Bewegung fördern die natürliche Heilung, die 3 – 5 Tage dauern kann.

EDI In der Therapie haben sich Eisabreibungen, Kneipp-Anwendungen, Wechselbäder sowie ein leichtes Bewegungstraining, insbesondere mit zyklischen Belastungsformen wie Radfahren und Joggen bewährt. Antiphlogistika (Mittel gegen Gelenk-
und Muskelschmerzen) haben in diesem Falle keine Wirksamkeit
, eine gewisse Schutzfunktion wird dem Vitamin E zugeschrieben.
Quelle: www.sportkrankenhaus.de/Artikel/muskel.htm

Links zum Thema:

http://www.sportunterricht.de/lksport/muskelkater.html
http://www.bodybuilding-magazin.de/b...lkater/118.htm
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/...k.asp?id=30395