Ergebnis 1 bis 9 von 9
  1. #1
    Sportstudent/in Avatar von lupus
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    Krieg und Frieden





    Um der Hantel zu begegnen, gibt es der Wege zwei: Krieg und Frieden.
    Sowohl im Kampf gegen die Hantel, als auch in der unzertrennlichen Einheit von Hantel und Körper können maximale Lasten erfolgreich bewältigt werden.
    Es liegt bei Dir selbst, welcher Weg der Deine ist.

    Du solltest jedoch beide kennen, ausprobieren und Dich für denjenigen entscheiden, der sich auch für Dich entscheidet.



    Der Krieg ist der Vater aller Dinge

    Bereits Heraklit wusste von der schöpferischen Seite des Kampfes zu berichten.
    Auch Du kannst enorme Kräfte in Dir entfesseln, wenn Du der Hantel nicht gleichgültig, wie ein deprimiertes Faultier, sondern in voller Angriffsbereitschaft gegenübertrittst.

    Solange Du sie noch nicht bezwungen hast, ist sie schließlich ein Mahnmal Deines Versagens, Deiner Schwäche. Letztendlich ist es gleich, ob man ein Gewicht nicht heben kann, oder es noch nie gehoben hat. In beiden Fällen hat man darin versagt, es zu tun.
    Getreu dem Motto Bertolt Brechts: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Nur wer kämpft, kann gewinnen.

    Also was liegt näher, als dem maximalen Gewicht auf dem Schlachtplatz der Entscheidung zu begegnen, den Kampf gegen seine Last aufzunehmen und deren Widerstand und somit die eigene Schwäche siegreich zu überwinden?
    Ein schweres Gewicht hebt man schließlich nicht einfach so. Man muss es angreifen und attackieren, so wie ein gigantischer Hai seine Beute attackiert: Mit totalem Fokus und absoluter Kompromisslosigkeit.
    Man bewältigt es ebensowenig einfach so, wie der Hai seine Beute einfach so aufschnappt. Man muss es cm für cm bezwingen, bekämpfen, killen. Es geht um Leben und Tod: Um das Leben Deiner Stärke und den Tod Deiner Schwäche.



    Vereint gegen den Feind

    Solange zwischen Dir und der Hantel der Kampf tobt, sollte in Dir selbst Frieden herrschen. Wenn Dein gesamter Körper nämlich nicht gegen die Hantel, sondern auch noch gegen sich selbst kämpfen muss, wie soll er da maximale Lasten bewegen können?

    Wenn man nun jedoch ganz genau wird, dann kämpfst Du überhaupt nicht gegen die Hantel, sondern vielmehr gegen die Schwerkraft. Die Hantel selbst ist nur das Mittel der Schwerkraft, der Schlachtplatz der Entscheidung.

    Wie wärs nun, wenn Du Dir einen Heimvorteil sicherst und die Hantel zu Deinem Gunsten einsetzt? Sie ist absolut geradlinig. Du kannst ihr Vertrauen. Nutze ihre Stärke für Dich. Mache sie zu Deiner Stärke. Mache sie selbst zu einem Teil von Dir, von Deinem Körper. Auf diese Weise findet die Konfrontation nicht zwischen Deinen Händen und der Hantelstange statt, sondern viel weiter draußen. Du erweiterst Dein eigenes Territorium durch den Pakt mit der Hantel um die Hantel selbst.

    Wenn Du erstmal soweit bist und die Hantel kein Feind mehr ist, dann wirst Du viel besser mit ihr arbeiten können und wenn Du besser mit ihr arbeiten kannst, dann wirst Du auch ihre Last besser beherrschen können. Schließlich ist es einfacher und direkter, mit dem eigenen Körper zu arbeiten, als mit irgendwelchen Werkzeugen. Doch dafür musst Du die Trennung zwischen euch aufheben. Also werde zur Hantel. Dann wird die Hantel auch zu Dir.

    Es wird sich lohnen. Das Gefühl ist unbeschreiblich: Angefangen vom Griff, der so nahtlos in die Hantel übergeht, als wäre sie mit Deiner Hand verwachsen oder verschweißt, bis hin zu ihrer hundertprozentigen Kontrolle, entsteht der unabwendbare Eindruck einer unteilbaren Einheit.

    Das Ganze hat einen enormen Effekt zur Folge: Die Hantel selbst als fremdes Objekt scheint völlig zu verschwinden. Es ist so, als würde man eine ganz natürliche Bewegung einfach nur unter enorm erhöhter Schwerkraft ausführen, ohne dabei überhaupt auch nur eine Hantel in der Hand oder auf dem Rücken zu haben.

    Diese besondere Art der Wahrnehmung hat einen bedeutenden Effekt, von dem sehr viele profitieren können: Die meisten Athleten lassen sich nämlich nicht nur von der Last an sich beeindrucken, sondern vor Allem auch von dem äußerlichen Eindruck, einer überaus schwer beladenen Hantel.
    Wenn diese zum Bersten mit 20er-Scheiben bestückt ist, dann kann man von diesem Eindruck schon einmal kalte Füße bekommen. Dabei ist es meistens genau diese Furcht vor dem Eindruck, den schwere Gewichte auf einen machen, die einer der Hauptgründe der eigenen Schwäche sind.

    Die Furcht vor dem eigenen Versagen lebt aber in der Zukunft. In der Gegenwart hat sie nichts zu suchen. Man muss sie irgendwie loswerden. Wer entschlossen handeln will, darf nicht mehr zweifeln.

    Wer in der Handlung zweifelt, ist mental schwach und wird somit auch körperlich schwach sein.

    Es entscheidet nämlich nicht nur das Potential der körperlichen Kraft, sondern vor Allem auch das mentale Verhältnis zu der Hantel, wie stark man in der Praxis wirklich ist, wie viel des eigenen Kraftpotentials man freisetzen kann.
    Oft liegt die eigene Schwäche nicht im Körper, sondern im Geist begründet. Der Körper spiegelt sie nur wieder.

    Viele folgen dann jedoch dem Irrweg, dass sie diese Schwäche auf rein körperlicher Ebene beheben wollen. Sie gleichen einem geistig beschränkten Menschen, der Schmutz von seiner Stirn wegwischen möchte, aber einzig und allein auf dem Spiegel herumwischt, in dem er sich und seine beschmutzte Stirn erblickt. Ihm mangelt es an Abstraktionsvermögen.

    Er wird den Schmutzfleck erst dann aus seinem Spiegelbild entfernen können, wenn er erkennt, dass sein Spiegelbild zwar real, aber nur eine Erscheinung ist, deren Ursache in ihm selbst begründet liegt. Er muss lernen, wegzusehen, um wirklich hinsehen zu können.

    Auch der Schwerathlet wird die durch Zweifel verursachte Schwäche seines Körpers nur dann loswerden können, wenn er erkennt, dass diese körperliche Schwäche nur eine Erscheinung seiner mentalen Schwäche ist und auch nur dort behoben werden kann.

    Nicht alle, aber viele Schwächen des Körpers sind somit nur Erscheinungen und nur derjenige, wird sie zu Stärken machen können, der ihre Ursachen ausfindig machen und beheben kann.

    Man könnte die Furcht vor dem gewaltigen Gewicht nun z.B. ablegen, indem man sich vorstellt, dass man nur eine extrem schwere Hantelstange ohne Gewichtsscheiben heben würde.
    Der Anblick einer leeren Stange dürfte schließlich weniger Zweifel in einem Menschen hervorrufen, als die voll beladene Stange. Obwohl das Gewicht zwar gleich ist, wird derjenige, der es hebt somit stärker sein, als wenn er sich von der Erscheinung einer schwer beladenen Hantel mental beeinflussen ließe.

    Zwischen Körper und Last vermittelt immer der Geist. Wenn er schwach ist, dann wird auch der Körper schwach sein und die Last stark.

    In der bereits vorgestellten Vorgehensweise der Identifizierung mit der Hantel liegt jedoch der wahre Schlüssel um zweifelsfrei heben zu können.

    Zweifel und Furcht hat man schließlich hauptsächlich vor Allem, was einem fremd ist. Zumeist ist es jedoch die Fremdheit selbst und nicht das dahinter stehende Objekt, das die Zweifel in einem schürt. Schließlich weiß man noch nicht, ob man das Fremde beherrschen kann oder von ihm beherrscht wird.

    Jedes mal, wenn man einen neuen Maximal-Rekord im Training oder Wettkampf aufstellt, kann es zu dieser Konfrontation mit dem Fremden kommen. Dies solltest Du jedoch verhindern und dies wird Dir nur dann gelingen, wenn Du die Hantel zu einem Teil von Dir selbst machst. Nicht gegen sie kämpfst Du, sondern nur gegen ihre Last unter dem Einfluss der Schwerkraft. Irgendwie haben nämlich fast alle vor großen und eindrucksvollen Hanteln Angst, aber nicht vor der Schwerkraft. Sie lassen sich von Erscheinungen beeindrucken.


    Schlussendlich liegt es an Dir, ob Du nun in Training und Wettkampf im friedlichen oder kriegerischen Verhältnis zu Deiner Hantel stehst.

    Meiner Meinung nach solltest Du jedoch lernen, Dich den Ursachen zuwenden, indem Du mit den Erscheinungen Deinen Frieden schließt.
    Nur so werden sie Dich nicht negativ beeinflussen. Auf diese Weise können sie sogar produktiv auf Deine Leistung einwirken.

    Wer hätte schlussendlich gedacht, dass etwas so träges wie eine schwere Hantel Dich indirekt stärken kann, indem Du Dein Verhältnis zu ihr veränderst?

    Dies ist jedoch der Fall. Viele der Zweifel und Hemmungen, die uns Menschen daran hindern, unser Potential zu nutzen und wahrhaft große Leistungen zu vollbringen, liegen nämlich nicht in der Welt, sondern nur in unserem Kopf begründet. Der Wille zur Kraft lässt grüßen.

    ------------------------------------------
    http://www.derwillezurkraft.de/conte...-und-frieden-0

  2. #2
    Eisenbeißer/in
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    Top Beitrag!

    Find ich besonders zutreffend bei dem im Gegensatz zu anderen Übungen hohem Gewicht bei Kniebeugen und Kreuzheben.

  3. #3
    Gesperrt
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    Ganz ehrlich, mein erster Gedanke bei dem Titel: Russland.

    Ansonsten hab ich den Text jetzt nur mal überflogen. Befinde mich gerade im Krieg mit meiner Konzentration.

  4. #4
    Flex Leser Avatar von MuscleUniversity
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    lupus ist klasse
    ich beneide/bewundere seine motivation
    und ich mag so texte.
    je theatralischer und tiefsinniger, desto besser

    so etwas fällt in das gleiche fach wie bb eigentlich fallen sollte bzw mal fiel und es für einige sicher immer noch ist:

    "Kunst"





  5. #5
    Neuer Benutzer
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    Ein super Text!
    Wenn man diesen Text in ein Bild oder einer Skulptur darstellen würde müsste sie in ein Museum!

    mfg
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  6. #6
    Discopumper/in Avatar von HirschElch
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    Zitat Zitat von MuscleUniversity
    lupus ist klasse
    ich beneide/bewundere seine motivation
    und ich mag so texte.
    je theatralischer und tiefsinniger, desto besser

    so etwas fällt in das gleiche fach wie bb eigentlich fallen sollte bzw mal fiel und es für einige sicher immer noch ist:

    "Kunst"





    Ich bin auch der Meinung, dass der Wille und die Beharrlichkeit im BB viel wichtiger ist, als irgendein Proteinpulver, die neueste Super-Mega-Low-Blumenkohl-Diät, oder die beste Split-Kombination in Bezug auf das anabole Fenster.

    Man muss einfach nur dranbleiben und auch wenn es mal schlecht läuft, weitermachen, denn man hat durch's BB einfach die Möglichkeit, den Körper nach eigenen Wünschen zu formen und sich seine eigene Statue zu erschaffen.

    Ich selbst stehe zwar noch ganz am Anfang, aber ich sehe trotzdem so viele, die nach ein paar Wochen wieder aufhören, weil sie der Wille verlässt.
    Da können sie noch so viele Supps nehmen.

    Wenn ich das schon höre von Kollegen:
    Du musst unbedingt Creatin oder Whey nehmen, sonst machst du bald keine Fortschrite mehr.
    Die Leidenschaft jeden 2ten Tag zum Studio zu fahren, egal ob es regnet, schneit, oder man die Woche 3 Klausuren schreibt, die muss vorhanden sein.

    Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

    Ist zwar alt das Sprichwort, aber es passt hier gut.

    Meine Motivation wird jedenfalls immer größer und ich hoffe, dass dies auch so weitergeht.

    @ Lupus

    Muss echt mal sagen, deine Artikel bringen mir eindeutig mehr, als viele, viele anderen Sachen hier auffem Board(wobei die anderen Sachen auch gut sind).

  7. #7
    BB-Leicht-Schwergewicht Avatar von Daninjo
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    Deine Beiträge sind absolute Spitze. Du hast das Talent, Emotionen in Buchstaben zu fassen, ohne auch nur im Ansatz aufdringlich oder aufgesetzt/künstlich zu wirken.

    Leute wie du sind eine wirkliche Bereicherung für dieses Forum und so ziemlich der einzige Grund für mich, (den Offtopic-Bereich mal außen vor) hier regelmäßig reinzuschauen. Es liest sich trotz der vergleichsweise langen Texte flüssig und angenehm.


    Ich hoffe, du schenkst uns noch mehr dieser Artikel. Das Buch wird übrigens das Zweite überhaupt, neben dem PITT-Buch, (ausgenommen Schulbüchern und Harry Potter ) das ich mir zulege.






    Meine Anerkennung ist dir sicher

  8. #8
    Eisenbeißer/in
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    524
    Die Leidenschaft jeden 2ten Tag zum Studio zu fahren, egal ob es regnet, schneit, oder man die Woche 3 Klausuren schreibt, die muss vorhanden sein.
    Genau!

    Ich weiß noch, als ich vorletzten Winter mich (hatte noch keinen Führerschein) bei einem Schneesturm ins Studio gequält habe, bei Platzregen trotzdem gegangen bin und nicht zurück nach Hause (man hat ja eh ein Handtuch und Wechselsachen dabei, daher gehts noch) - DAS macht die Leidenschaft aus.

    Ich hatte das "Problem", kaum bzw wenig zu wachsen (an Muskeln), garantiert bedingt durch meine Genetik, aber auch durch falsches Training.

    Dank PITT fühle und spüre ich förmlich die gequälten Muskeln und ich sehe im Spiegel schon innerhalb von 4 (!) Wochen PITT, dass sich etwas tut.

    Ich bin froh, dass ich trot aller Schwierigkeiten und Steine, die ich mir unter Anderem auch selbst in den Weg gelegt habe, weil ich es nicht besser wusste, drangeblieben bin!

    DAS ist das Wichtigste, wer dran bleibt, wird auch belohnt!

  9. #9
    Sportstudent/in Avatar von lupus
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    Besten Dank #popcorn

    Das Training wird auch immer mehr zum Mittelpunkt meines Lebens. Habe jetzt neben dem Kraftdreikampf auch noch mit Gewichtheben angefangen und war grad beim Lokalmatador Nerlinger zu Hause, um mir entsprechende Schuhe zu holen.

    Die Synergieeffekte vom Gewichtheben zum K3K sind nicht zu verachten.

    Also entweder trainiere ich und wenn ich nicht trainiere, dann lese oder schreibe ich übers Training oder esse ganz viel; ganz, ganz viel #popcorn (Das Ektodasein ist schon toll)

    Alles, was mich bremst, ist die ewige Regenerationsdauer. Aber es ist auch ein schönes Gefühl, sich wachsen zu spüren.


    Zitat Zitat von Daninjo
    Das Buch wird übrigens das Zweite überhaupt, neben dem PITT-Buch, (ausgenommen Schulbüchern und Harry Potter ) das ich mir zulege.
    Mein Buch ist jetzt auch fertig. Werde es noch ein, zwei Wochen überarbeiten, damit es den richtigen Feinschliff hat und dann geht es nach Novagenien.

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