Den Bericht habe ich in der WDR5 LebensArt vom 3. März 2005 gehoert.
Denke er enthält für den Neuling viele wertvolle Informationen.
Themen sind u.a Verträge,Laufzeiten,ordentliche Kündigung usw

Gruß
8pack

1.) Daten und Fakten

Im Jahr 2003 machte die Fitness-Studio-Branche einen Gesamtumsatz von 2,23 Milliarden Euro. 5700 Studios registrierten Ende 2003 rund 4,4 Millionen Mitglieder. Dem standen ein Jahr zuvor noch 6500 Anlagen mit 5,8 Millionen Beitragszahlern gegenüber. Der Boom, den die Branche zwischen 1999 und 2002 erlebt hat, ist vorbei. Der Rückgang betrifft speziell Frauenstudios und reine Muckibuden, wo nur Geräte-Training angeboten wird.
Das Durchschnittsalter des Fitness-Kunden liegt heute bei etwa 35 Jahren, jeder 2. Trainierende ist über 40. Für sie rückt die Gesundheit in den Vordergrund. Nachgefragt werden verstärkt gesundheitsorientierter Sport, Prävention und Beratung.

2.) "Gesundheits-Studios"?
Der Trainierende kann kaum erkennen, ob auch gesund drin ist, wo Gesundheit drauf steht. Auf die Plaketten und Abzeichen an den Studiotüren ist selten Verlass, da die meisten käuflich sind. Mit Ausnahmen:

- Das Zertifikat "prae-fit" wurde von den Spitzenverbände der deutschen Fitnesswirtschaft gemeinsam mit dem Institut für Sportwissenschaften der Universität Düsseldorf entwickelt und klassifiziert das Studio als gesundheitsorientiert.

- Das RAL-Abzeichen vergibt die unabhängige Gütegemeinschaft Gesundheitssportzentrum Köln. Sie nimmt unangekündigte Kontrollen vor und prüft, ob das Angebot gesundheitsorientiert ist. Studios mit RAL-Siegel müssen ihren Kunden eine persönliche Beratung sowie einen individuellen Trainingsplan anbieten. Zudem muss der Studioleiter Diplom-Sportlehrer sein.

- Das TÜV-Gütesiegel ist führend im Bereich Gerätesicherheit, sagt aber nichts über die Qualität der Geräte aus.

Und letztlich geben die Krankenkasse Hilfestellung bei der Suche, in dem sie seit Anfang 2004 die Mitgliedschaft in ausgewählten Fitness-Studios mit Bonuspunkten belohnen.

3.) Studio-Auswahl
80% der Neueinsteiger stellen das Training nach spätestens 6 Monaten wieder ein. Mindestens ein Drittel der Studiomitglieder sind passive Kunden - sie zahlen den Beitrag, nutzen aber das Angebot nicht mehr. Um das Karteileichen-Schicksal zu vermeiden, hilft die richtige Auswahl des Studios - nach eigenen Kriterien:

-Entfernung des Studios von Wohnung oder Arbeitsplatz
Der innere Schweinehund lässt sich natürlich leichter überwinden, wenn das Studio am Weg liegt.

- Gibt es eine Kinderbetreuung?

- Über welche Ausbildung verfügen die Trainer? Wünschenswert ist, dass zumindest ein Teil des Personals Diplom-Sportlehrer sind und sportmedizinische Kenntnisse aufweisen bzw. spezielle Fachausbildungen absolviert haben zum Beispiel zum staatlich anerkannten Sport- und Gymnastiklehrer, Sport-Physiotherapeuten, lizensierter Aerobictrainer, Krankengymnast oder Masseur. Wichtig ist auch, dass genug Personal da ist und nicht die Dame an der Theke Getränke verkauft, Schlüssel für die Schränke ausgibt, das Telefon bedient und nebenbei den Trainierenden hilft.

-Individueller Trainingsplan mit Gesundheitscheck
Ein Trainer sollte sich vor ab beim Kunden über dessen Ziele und seinen Fitness-Zustand informieren. Zu einem vernünftigen Check gehört ein medizinischer Risikofragebogen mit Körperdaten (Alter, Größe, Gewicht, Blutdruck, Puls, Krankheiten) sowie ein Ausdauertest und ein Krafttest für die wichtigsten Muskelgruppen. Das ist besonders wichtig für Kunden, die z.B. zur Nachbehandlung von Brüchen, Bänderoperationen, Bandscheibenvorfall etc. trainieren wollen.

-Gibt es neben dem Gerätepark auch noch ein gutes Kurs- und Wellnessprogramm?
(Aerobic, Tai Bo, Spinning, Yoga, Wirbelsäulengymnastik etc.)

- Gibt es Angebote im Bereich Gesundheitsschulung wie Ernährungsberatung und Diätprogramme?

- Gibt es ein Entspannungsprogramm: Sauna, Solarium, Schwimmbad, Massage etc.?

- Gibt es die Möglichkeit, Kleinigkeiten zu essen, Getränke oder Sportkleidung zu kaufen?

-Wie ist die Atmosphäre im Studio? Wie ist der Service - werde ich z.B. auf besondere Angebote aufmerksam gemacht? Wie sind die hygienischen Verhältnisse? Wie ist der Umgangston? etc.

-Wie ist der Preis? (die Angebote liegen zwischen 15 und 100 Euro) Hier gilt: genau überlegen, was will ich? Reicht mir ein reines Geräte-Training oder brauche ich auch Kurse, Sauna etc.? Mehr Service, mehr Angebote und mehr gut ausgebildetes Personal kosten natürlich auch mehr Geld.

Verträge
Jahrelang gab es immer wieder Ärger um die Dienstleistungsverträge von Fitness-Studios. Nachdem die Verbraucherzentrale einige Klagen geführt hat, sind die einzelnen Klauseln jetzt relativ klar:

Laufzeiten:
Fast alle Verträge werden zunächst für eine bestimmte Dauer abgeschlossen. Am besten für den Kunden sind kurze Laufzeiten (3, 6 Monate) üblich sind allerdings Laufzeiten ab einem Jahr.

Vertragsverlängerung
Der Bundesgerichtshof hat Vertragsverlängerungen von 6 Monaten als wirksam angesehen. Auf keinen Fall darf die Verlängerungsfrist länger sein als die Grundlaufzeit.

Ordentliche Kündigung
Ein Vertrag, der über eine bestimmte Laufzeit abgeschlossen wurde, kann nicht einfach gekündigt werden z.B. weil einem das Training doch nicht gefällt. Er bleibt bis zum Ende gültig. (Viele Studios bieten aber ein einmaliges Probetraining oder sogar mehrwöchiges Probetraining gegen eine Sondergebühr an!)
Anders ist es bei Verträgen mit unbestimmter Laufzeit. Die können jederzeit unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfristen beendet werden.

Kündigung aus wichtigem Grund
Derartige Grüne sind:
- Umzug
- dauerhafte, ernsthafte Erkrankung (mit ärztlichem Attest)
- Einzug zur Bundeswehr
- strittig ist eine Schwangerschaft: manche Gerichte haben sie als wichtigen Kündigungsgrund anerkannt, andere sind der Meinung, der Vertrage könne bis nach der Schwangerschaft ruhen.

Haftungsausschluß
Verletzt sich ein Kunde während des Trainings oder wird ihm z.B. Kleidung gestohlen, so hat er in er Regel einen Schadenersatzanspruch gegen das Studio.

Mitnahme von Getränken
Das Mitbringen von Getränken darf das Studio nicht versagen. Ausnahme: es bietet Getränke zu handelsüblichen Preisen an - und das sind nicht die in der Gastronomie gelten Preise.

Auf jeden Fall sollte der Kunde den vorgelegten Vertrag genau lesen und vor Unterzeichnung alle Punkte ansprechen, die ihn stören. Oft versuchen die Studiobetreiber einige der oben genannten Klauseln durch eigene Regeln zu ersetzen. Vieles davon ist nicht rechtsgültig, müsste aber im Notfall vor Gericht eingeklagt werden - und wer macht das schon gern? Das Angebot an Fitness-Studios ist groß, da sollte man im Zweifel lieber weitersuchen.


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