Zunächst zur Hydroxyisocapronsäure, kurz HICA. HICA ist ein Metabolit der allseits bekannten Aminosäure Leucin. Die Umwandlungsrate von Leucin zu HICA ist allerdings sehr gering, was die Frage nach der Sinnhaftigkeit gegenüber eines Leucinsupplements erübrigt. Allerdings findet man HICA in manchen fermentierten Lebensmitteln, wie Wein oder Käse, da dort Bakterien für die Umwandlung sorgen. [18, 19]
Im menschlichen Körper findet man HICA besonders in Muskeln und Sehnen, wenn dort Leucin verbrannt wird - also wenn eine katabole Situation besteht. Und genau dort liegt wahrscheinlich die Wirkungsweise einer exogenen Zufuhr verborgen. Ein Überschuss an HICA gibt dem Körper das Signal, dass er zu viele Aminosäuren verbrennt und dass er dagegen agieren muss. Daraufhin werden antikatabole Prozesse eingeleitet und die Muskelmasse wird geschützt. [20]
Und wir alle kennen die Gleichung: Proteinsynthese – Proteinabbau = Nettoproteinsynthese. Das heißt je geringer der Proteinabbau, desto höher ist der Muskelaufbau.
Die Studienlage zu HICA ist noch sehr dünn. Doch die Studien die es bisher gibt, verheißen Gutes.
Mero et al. führten eine Doppelblindstudie an 15 männlichen Fußballspielern wären einer intensiven Trainingsphase durch. Die Probanden der Testgruppe (n=8) bekam 500mg HICA in Form von 583mg Calcium-HICA, dreimal täglich in Wasser. Die Placebogruppe (n=7) bekam 650mg Maltodextrin, dreimal täglich in Wasser. Die Studiendauer betrug 4 Wochen.
Am Ende der Testphase hatte die HICA-Gruppe durchschnittlich 400g Muskeln aufgebaut, wohingegen die Placebogruppe 150g Muskeln abgebaut hat. Dieser Muskelabbau ist sicherlich der hohen Intensität dieser Trainingsphase geschuldet. 400g Muskeln klingt wenig, aber man bedenke, dass die Einnahmedauer nur 4 Wochen betrug und dass die Differenz zum Placebo sich auf satte 550g Muskelmasse Unterschied aufsummiert. (Also, wenn ich die Wahl habe, will ich lieber auf- statt abbauen, ist doch klar!) Weiterhin wurde in der HICA-Gruppe eine Verringerung des Muskelkaters um 23% festgestellt. [21]
In einer zweiten Studie wurden 7 Wrestlern aus Finnland über einen Zeitraum von 6 Wochen täglich dreimal 496mg HICA verabreicht. Die Wrestler befanden sich ebenfalls in einer intensiven Trainingsphase mit 10 Einheiten pro Woche mit je 1,5 bis 2,5 Stunden Trainingsdauer. Die Probanden berichteten über eine Verringerung des Muskelkaters, Steifheit der Muskeln und über ein verbessertes Muskelgefühl während dem Training. Sechs der Probanden berichteten ebenfalls über gesteigerte Kraft während dem Training. Am Ende der 6 Wochen war eine Steigerung des Körpergewichts um 0,84kg ± 1kg messbar. Leider geht nicht hervor wie viel davon schierer Muskelmasse zu schulden war. [22]
Die dritte und letzten Studie, mit der ich euch quälen möchte, handelt von einem 36 jährigen Basketballspieler, der sich ebenfalls 496mg, 3 mal am Tag verabreichte, ebenfalls über 6 Wochen. Diesmal wurde allerdings die Körperkomposition genauestens mit Hilfe einer DEXA-Analyse erfasst. Am Ende hatte der gute Mann 2,9kg mehr auf den Rippen, wovon 2,6kg Muskelmasse waren. 1,6kg davon in den Extremitäten, 1,0kg im Torso. Ja, ihr habt richtig gehört. Knapp 3kg in 6 Wochen. Klingt irgendwie zu schön um wahr zu sein, wenn ihr mich fragt. [22]
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