Sinn und Unsinn von Aminosäuren.
Es war einmal vor langer langer Zeit, da eroberten Aminosäuren, damals noch in Tablettenform, den Weltmarkt.
Die ersten Produkte enthielten spezielle „Mischungen“ die auch tatsächlich einiges bewirkten, jedoch lagen die Zuwächse nicht an der oder den Aminosäuren, vielmehr war es das 17-alpha-Steroid, was den Zuwachs bewirkte.
Vielleicht kennen noch einige von Euch die ersten Aminos von ABB oder anderen US-Firmen (lang ist es her!).
Ursprünglich und auch heute noch, wurden die Aminosäuren (unter anderem) kranken Personen gegeben um einem Katabolismus, bedingt durch Krankheit und/oder schwerer Verletzungen, zu begegnen.
Wichtig ist hierbei jedoch die Tatsache, dass es sich hierbei immer um flüssige und intravenös applizierte Gaben handelte und nicht um knallharte oral zugeführte Tabletten.
Im Ostblock ist die Gabe von intravenösen Aminosäuren immer noch an der Tagesordnung.
Kommen wir schnell zum Punkt, denn ich denke, das Ihr Euch alle mit der Geschichte und den Hypes auskennt.
Aus welchen Rohstoffen werden Aminosäuren hergestellt?
Man nehme ein ganz billiges neutrales Proteinpulver (daher auch der „spezielle“ Geschmack der Aminos) als Basis. Diese Pulver muss nun unter sehr hohem Druck mittels einer Presse zu einer Tablette „gestampft“ werden. Da nun aber das Proteinpulver keine Bindekapazitäten besitzt, werden dem Pulver Klebestoffe beigemengt, damit das „Minibrikett“ auch hält.
Üblicher Weise spricht man von Bindemitteln, das hört sich doch für den Endverbraucher gleich viel angenehmer an.
Wir haben jetzt also eine steinhart gepresste Tablette, die auch noch zu allem weiteren Übel zu großen Teilen aus Bindemitteln besteht. Diese Tablette soll sich nun, wenn sie geschluckt wurde, schnell (denn das ist ja der eigentliche Sinn, der exogen zugeführten Aminosäuren) auflösen und ebenso schnell resorbiert werden.
Dies ist aber leider nicht der Fall, die Tablette liegt nun einige Zeit im Magen und scheint sich nicht auflösen zu wollen. Das Endresultat ist ein „first and final pass“ ohne jedwede Aufnahme und Aufspaltung der Aminosäuren.
Auf gut deutsch, die Tablette wir nicht oder nahezu nur kaum verstoffwechselt, sie passiert den Körper, ohne auch nur den geringsten Nutzen gebracht zu haben. Durch die vielen Füllstoffe, die ja die Tablette zusammen halten, wird die sowieso schon geringe Chance der Aufnahme um ein Vielfaches verkleinert.
„Breit Spektrum Free Form Aminos“ werden ebenfalls nicht oder in nicht relevanten Mengen absorbiert, einen Nutzen für Bodybuilder bringen diese ebenfalls nicht (egal, was die Werbeaussagen versprechen). Sie werden viel schlechter „verarbeitet“ als „normale“ Proteinquellen wie Wheyprotein, Hünchenfleisch, Milch, etc..
Peptide-bonded-aminoacids sind sozusagen einzelne Aminosäuren die in kleinere Gruppen an einander „gebunden“ wurden. Diese sind „rein wissenschaftlich betrachtet“ leichter zu resorbieren. Peptid gebundene Aminosäuren machen jedoch nur einen verschwindend geringen Anteil aus (bei den zurzeit auf dem Markt befindlichen Produkten), da sie sehr teuer sind. Sie sind auch nur „sinnvoll“ wenn sie in Kapselform verabreicht werden und auch hier nur in sehr hohen Mengen. Es gibt kaum ein Produkt, das diese Form (peptide bonded) in relevanter Menge und in Kapselform verwendet.
Aminosäuren oder Protein in flüssiger Form.
Sobald man ein Protein in Flüssigkeit einrührt, fängt das Protein an zu „degradieren“. Wer also seinen Wheyproteinshake morgens anrührt und dann abends verzehrt, nimmt (streng genommen) nicht mehr die Menge an Protein zu sich (also weniger), welche beim Fertigstellen des Shakes vorhanden war. Deshalb solltet Ihr Eure Shakes immer gleich unmittelbar verzehren, wobei 2-3 Stunden Wartezeit noch zu vertreten sind.
Populäre flüssige Aminosäuren (in Europa) verwenden sehr minderwertige Proteinquellen aus Schlachtabfällen. Diese Präparate sind noch unsinniger (wenn es eine Steigerung überhaupt gibt) als die Tablettenform, denn von den flüssigen Präparaten wird die (vorverdaute) Aminosäurenmischung ohne Resoprtion zum Darm weiter geleitet. Für den Körper sind die flüssigen Aminosäuren einfach nur vorverdaut. Nun könnte man denken, gut, dann brauchen sie je nicht mühsam aufgespalten werden und können noch schneller verwertet werden.
Falsch, die Aminos sind wertlos und werden ausgeschieden!
Die eben beschriebenen Erkenntnisse sind in den USA schon seit Mitte der 90er bekannt. Wer Bill Phillips Sport Supplement Review besitzt kann das bekräftigen (Bill war übrigens einer der Ersten, der von Refeeds sprach und das war bereits schon 1994). Bill Phillips war einer der Pioniere des modernen Supplementmarketings und machte damit Millionen (mit EAS und dem Verkauf von EAS).
In den USA gibt es keine relevanten Hersteller, die heute noch Aminos anbieten.
Einige US-Anbieter haben jedoch noch heute Aminosäuren im Programm, werden jetzt ganz schlaue Köpfe sagen oder denken! Warum?
Ganz einfach, diese Anbieter sind bekannt dafür, dass sie sich rechtzeitig auf den europäischen Markt eingestellt zu haben. In den USA gehen keine relevanten Mengen mehr über den Ladentisch. Der große Teil wird nur für den Export hergestellt! Wer mir nicht glaubt, möge bitte eine der neueren US-Firmen nennen, die solche Produkte noch propagiert.
Zusammenfassung: Ein Großteil der marktüblichen Aminosäuren besteht also in der Regel aus sehr billigen Proteinquellen die mittels von Klebestoffen mit brachialer Gewalt zu einer unverdaulichen Tablette gepresst werden. Diese Tabletten werden nicht oder nur in ganz geringen Mengen resorbiert. Eine beworbene „Aufwertung“ der Mahlzeit findet nicht statt!
Möglichkeiten
Wer Aminosäuren als Mahlzeit einsetzt, weil er unterwegs ist oder was auch immer, sollte auf diese verzichten und lieber zu einem Proteinriegel greifen, die Verdaulichkeit und auch die Wertigkeit solch eines Riegels (auch wenn minderwertiges Sojaprotein verwendet wurde) ist bei weitem höher. Wer meint, er können eine „ Proteindurststrecke“ von circa 4-6 Stunden mit Aminos überbrücken, kann dies gerne tun, jedoch liegen die Tabletten nahezu über den gesamten Zeitraum „ungenutzt“ im Mager herum. Es liegt einzig ein Placeboeffekt vor.
Am sinnvollsten ist die Zufuhr eines hochwertigen Wheyproteins. Das Whey versorgt den Körper schnellst möglichst mit allen wichtigen Aminosäuren. Die schnelle Verstoffwechselung ist eigentlich auch kein Thema, denn die meisten von uns sind bestimmt in der Lage alle 3 – 4 Stunden zu essen. Wer dies nicht schafft sollte auf ein Whey/Kasein-Mix ausweichen. Wichtig, für das Wachstum, ist die eingenommene Gesamtmenge an Protein je Tag!
Mehr als 2 Komponenten sind auch nicht von Nöten (Whey = sofortige Versorgung, Casein = Langzeitversorgung). Alle weiteren Beimengungen von anderen Proteinquellen dienen in der Regel nur dazu, dem Hersteller und/oder Vertreiber mehr Profit zu bringen. Oftmals wird ein hirnrissiger biologischer Wert von über 100 angepriesen. Mehrere billige Proteinquellen, gemischt, ergeben eben nicht ein neues komplettes Protein. Der Körper unterscheidet sehr wohl zwischen hochwertig und minderwertig.
Denkansatz: Man stelle sich folgendes vor. Wir nehmen einen Diamanten, ein wenig Schlamm und Unrat sowie ein paar alte Socken und mischen dies zusammen. Das Ergebnis, laut vieler Supplementhersteller ist ein höherer Wert als den, den der Diamant für sich alleine genommen hat. Sehr interessant!
Ich bemerke, ich bin gerade ein wenig vom Thema abgekommen…
Ich hoffe, ich konnte einigen von Euch mit diesem Artikel ein wenig helfen.
Meine nächsten Artikel handeln von:
Der biologischen Wertigkeit
Dem Etikettenschwindel im Business
Euer Truthhurts...
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