Der Aussage, dass die Scherkräfte im Kniegelenk bei 90° am größten sind und es von daher ungünstig ist, genau in diesem Punkt die Bewegung umzukehren (weil dies einen starken Kraftstoß bewirkt, welchen die Kniegelenke kompensieren müssen), stimme ich vollkommen zu!
Allerdings ziehe ich aus dieser Hypothese einen anderen Schluss:
Bewirkt das tiefere Runtergehen, tatsächlich einen größeren Trainingsreiz in der Zielmuskulatur? Zur beantwortung dieser Frage, schlage ich folgendes Gedankenexperiment vor:
Wenn ich eine tiefe Kniebeuge durchführen will, kann ich automatisch weniger Gewicht bewelltigen, als bei einer Kniebeuge, bei der ich die Kniegelenke nur bis knapp 90° beuge. Wenn ich jetzt mit dem leichteren Gewicht, in der Phase zwischen 90° und gestreckten Beinen bin, ist meine Zielmuskulatur nicht ausreichend belastet, weil das Gewicht für diesen Teil der Bewegungsausführung zu gering ist. Nur in der Phase wo der Arbeitswinkel <90° ist, muss man wirklich an sein Maximum gehen, wobei in dieser Teilbewegung die Zielmuskulatur weniger stark belastet wird, wie in dem Bereich über 90°.
Ein weiterer Vorteil der "nicht tiefen Kniebeuge" liegt darin, dass man den krittischen Bereich von 90° komplett umgeht und auch nicht in Gefahr läuft am untersten Punkt der Bewegung in den Geklenken zu hängen (wenn der ***** die Hacken berührt, ist das definitiv zu tief!)
Ich will die tiefe Kniebeuge hier nicht verteufeln und Leute, die aus dem KDK- oder Gewichtheber-Bereich kommen, können gar nicht umhin so zu trainieren, weil das die Regeln so vorschreiben. Nur wer rein für den Muskelaufbau, oder gar gesundheitsorientiert trainiert, sollte darüber mal nachdenken, was seine Knie einem Wert sind.