Nachtrag

Es ist vollkommen menschlich bei

"Ich esse was ich will, aber nur, wenn ich Hunger habe und solange ich hungrig bin."

zunächst an zügelloses Gelage und Völlerei zu denken.

Leider reicht es nicht aus, nur zwei Drittel ("Ich esse was ich will, aber nur, wenn ich Hunger habe.") des Leitsatzes zu beherzigen, denn gerade das letzte Drittel ("..solange ich hungrig bin.") ist enorm wichtig, sagt es doch etwas über die Nahrungsmenge aus, die bei jeder Mahlzeit konsumiert wird. Darüber sollten wir einmal genauer nachdenken...



Falsche Signale

Wir essen aus den unterschiedlichsten Gründen, oftmals jedoch nicht, weil wir Hunger haben. So konnte ich beobachten, daß mir manchmal nach einem Snack verlangt, wenn ich in Streß gerate - ähnlich wie der Raucher nach einer Zigarette lächzt. Wer hat noch nie aus Langeweile bzw. 'einfach weil es schmeckt' gegessen oder aus Kummer nach etwas Süßem gegriffen? (Hier ist nicht die Freundin gemeint!) Warum verlangt es uns beim Fernsehen nach Knabbereien? Warum gehört das Popcorn zum Kino?

In allen diesen Situationen (und es gibt noch so viele mehr) verlieren wir den eigentlichen Zweck des Essens aus den Augen. Die Nahrungsaufnahme dient doch streng genommen lediglich der Zufuhr von Nährstoffen, die der Körper benötigt. Schreit der Körper in den oben angeführten Beispielen nach Nahrung? Wohl kaum.

Ist man sich der Gefahr einer solchen Fehlinterpretation bewußt, begeht man diesen Fehler nicht mehr. Bei aufkommenden "Hunger" frage ich mich selbst, ob ich wirklich hungrig bin oder aus einem anderen Grund einfach "Appetit" habe. Auf diese Weise vermeide ich unbewußtes und sinnloses Essen auf der einen Seite, kann mich aber auch bewußt für ein Stück Schokolade entscheiden.



Bewußt essen

Uns gehen ständig Gedanken durch den Kopf und unser Geist ist stets mit tausend Dingen gleichzeitig beschäftigt. Hier liegt wohl das Problem, warum wir die Signale unseres Körpers entweder gar nicht wahrnehmen oder falsch interpretieren: wir sind einfach zu unaufmerksam.

Wann hast Du das letzte mal wirklich bewußt gegessen?

Seit ich mich mit instinktiver Ernährung beschäftige, hat sich mein Essverhalten total geändert. Ich versuche die Mahlzeit mit allen Sinnen wahrzunehmen: zu sehen, zu riechen und zu schmecken. Dabei mache ich mir das Essen ganz bewußt, denke möglichst an nichts anderes. Ich esse langsam, versuche Gewürze herauszuschmecken und jeden Bissen zu genießen.

Warum?

Zum einen habe ich festgestellt, dass Mahlzeiten auf die ich regelrecht Heißhunger verspüre bereits nach wenigen Bissen ihren Reiz verlieren. Was gibt es an einem Hamburger von Burger King schon großartig zu erleben? Aber dahinter mußte ich erstmal kommen! Und so kann ich weiterhin mit meiner Tochter dort essen - mit dem feinen Unterschied allerdings, daß es kein Riesenmenu mehr sein muß und ich sogar manchmal gar nichts esse. Das wäre früher für mich undenkbar gewesen.

Viel wichtiger ist jedoch die Tatsache, daß wir eine gewisse Zeit brauchen um wahrzunehmen, daß wir satt sind. Aus diesem Grund sollte die Nahrungsaufnahme bewußt und langsam erfolgen, da sonst der Körper schnell mit Nahrung überversorgt wird. Wo diese überschüssigen Kalorien landen, muß ich hier ja wohl nicht erklären.

Also aufmerksam sein!

Das hat bei mir zur Folge, daß ich bereits nach einem halben Döner das Signal "satt" registriere. Mein Körper signalisiert, es reicht und ich höre auf zu essen. Die andere Hälfe wird dann natürlich für später eingepackt.

Das Erstaunliche ist: es fällt mir nicht schwer, etwas übrig zu lassen. Ich mache mir bewußt, daß ich esse, weil mein Körper die Nährstoffe benötigt. Jetzt, da er satt ist, besteht keinen Grund weiter zu essen. Ausserdem weiß ich, daß ich jederzeit essen kann/darf sobald ich wieder Hunger bekomme. Das Panikgefühl welches beim Zwang einer Diät bei mir auftritt ("Iss bloß alles auf, wer weiß, wann es das nächste mal was gibt") tritt bei der instinktiven Ernährung nicht auf.






SATORI