Die hormonelle Response hängt aber nicht nur von der Intensität ab, da man hohe Laktatwerte eben auch ohne hohe Intensität erzielen kann. Durch hohes Volumen beispielsweise oder aber auch (und sehr effektiv) durch Okklusionstraining. Außerdem spielt die Rolle der insgesamt involvierten Muskelmasse eine wichtige Rolle. Soll heißen: Mit Kniebeugen bekommt man eine wesentlich bessere Response als mit Bizepscurls... Auch muss die Laktatmenge mit der Menge der insgesamt vorhandenen Muskulatur in der richtigen Relation stehen. Für weit Fortgeschrittene wird es immer schwerer. Auf der anderen Seite ist deren hormonelles System auch "besser im Training", was es ihnen wieder leichter macht...

Tja Leider, ist es eben so, dass das eine System vom Standpunkt des anderen aus betrachtet immer als fragwürdig erscheint. Die absolute Wahrheit gibt es eben nicht, schon alleine deswegen nicht, weil Menschen zu verschieden sind. Ich bin beispielsweise ein Migränepatient. Von allen Mitteln auf dem Markt (die nicht einfach so in der Apo erhältlich sind) hilft mir genau eines. Eine Bekannte von mir hat laut CT exakt die gleichen Migräneanfälle, bei ihr wirken fast alle Mittel nur meines und zwei andere nicht...

Soviel zur mentzerschen Theorie, das alle Menschen ungefähr gleich reagieren und deswegen die moderne Medizin überhaupt erst möglich ist. Schwachsinn hoch 10.

Genaugenommen ist der menschliche Organismus ein komplexes System und komplexe Systeme gehorchen chaotischen Regeln. Gemäß Chaostheorie neigen komplexe Systeme zur Selbstorganisation und reagieren daher auf unterschiedlichste Einflüsse immer gleich oder aber auf immer gleiche Einflüsse völlig unterschiedlich. Oder in einer beliebigen Mischform. Voraussagen läßt sich das nicht, das System entscheidet, welche Reaktion die Selbstorganisation zu einem bestimmten Zeitpunkt am besten unterstützt.

Statistisch gesehen sind wir also allenfalls in der Lage, eine Korrelation festzustellen. Eine Korrelation beschreibt aber nur die Gleichzeitigkeit des Auftretens bestimmter Umstände (Trainingsart -> Muskelwachstum) aber nicht die Ursächlichkeit. Jetzt wird´s langsam unübersichtlich. Und ebendiese Unübersichtlichkeit lässt uns verstehen, warum das seit Jahrzehnten gelebte BB-Konzept so gut funktioniert. Weil es eben keinen starren Regeln folgt. Ich kenne zumindest niemanden, der immer genau so trainiert, wie er es propagiert. Das hat Mentzer nicht getan (der am aller wenigsten) und auch Yates nicht. Selbst Tom Platz hat sein Hochvolumentraining nur zeitweise durchgezogen. Will sagen: Eine natürliche Variabilität ist uns allen gegeben, wir machen das automatisch. Auch wenn wir noch so sehr versuchen, uns in ein Konzept zu pressen. Weil wir instinktiv wissen, das das chaotische System Mensch diese Variabilität unbedingt braucht.

Zu fühlen, erahnen, welche Variation in einem bestimmten Moment besonders hilfreich ist und diese automatisch anzuwenden, das ist die Kunst des Naturals und die kommt nur von einem langen, langen Trainingsleben....