Quelle: Genickbruch.com

Chris Benoit, im Bezug auf die Leistungen im Ring der Mann, der als legitimer Nachfolger eines Ric Flairs, als bester Wrestler des nordamerikanischen Kontinents, angesehen werden kann.
Chris Benoit, in den Augen der Smart Marks jemand, der eigentlich überhaupt nichts falsch machen konnte. In Anbetracht der aktuellen Ereignisse rund um ihn und seine Familie müssen aber auch wir wohl einsehen, dass niemand unfehlbar ist. An dieser Stelle möchte ich dies aber nicht werten, denn erstens wissen wir schließlich noch nichts endgültiges und zweitens steht mir eine Wertung auch gar nicht zu. Aus diesem Grund möchte ich mich in diesem Nachruf auch auf den Wrestler Chris Benoit konzentrieren.

Er war zwar auch als Canadian Crippler bekannt, aber dieser Beiname darf einen auf keinen Fall in die Irre führen, denn bis auf den einen Zwischenfall in der ECW, dem er diesen Spitznamen zu verdanken hat, hat Benoit als einer der sichersten Wrestler überhaupt zu gelten und das wohlgemerkt bei einem für sich und seinen Gegner eigentlich risikoreichen Stil. Die Grundlage für diese Sicherheit im Ring wurde von Stu Hart im berühmten Dungeon der Hart Familie gelegt, wo Benoit seine Karriere begann.

Die Anfänge

Benoit, am 21. Mai 1967 geboren, sammelte 1985 seine erste Erfahrung im Ring und zwar bei Stu Harts Stampede Wrestling Promotion. Sein Debütkampf war ein Tag Team Match im Dezember an der Seite von Rick Patterson gegen Karl Moffat und Mike Hammer. Benoits großes Idol war Tom Billington, besser bekannt als der Dynamite Kid. Schon am 1. März 1986 bekam er dann auch schon sein erstes Titelmatch und zwar an der Seite von Ben Bassarab gegen die Stampede International Tag Team Champions Ron Starr und Wayne Farris (der spätere Honky Tonk Man). Benoit und Bassarab setzten sich durch, wodurch Benoit sein erstes Gold gewinnen konnte. Später sollte Benoit auch noch viermal den British Commonwealth Mid-Heavyweight Title gewinnen.

Wie viele Wrestler von Stampede bekam auch Benoit die Chance in Japan und in Mexiko aufzutreten. In beiden Ländern konnte sich Benoit Light Heavyweight Titel sichern. Als mysteriöser Pegasus Kid gewann Benoit in Mexico, wo er zwischen 1991 und 1994 für die UWA und EMLL antrat, gegen Villano III auch den WWF World Light Heavyweight Title. Während dieser Fehde gab es unter anderem auch noch ein 42-minütiges Two out of Three Falls Match zwischen den beiden, das in die Geschichtsbücher eingehen sollte.

Seine Zeit in Japan war nicht weniger beeindruckend. 1990 besiegte Benoit (immer noch als Pegasus Kid antretend) Jushin Thunder Liger um den IWGP Light Heavyweight Title. Nachdem Benoit zuerst den Titel und dann in einem Mask vs. Mask Match auch noch die Maske an Liger verlor, benannte sich Benoit in Wild Pegasus um und gewann 1994 den Super J Cup. Auf seinem Weg ins Turnierfinale besiegte er nach einem Freilos für Runde eins in der zweiten Runde Black Tiger (kein geringerer als Eddie Guerrero) und im Halbfinale Gedo. Im Finale besiegte Wild Pegasus dann The Great Sasuke in einem Match, das noch heute als eines der Highlights in Benoits Karriere gilt. Aber nicht nur in Japan und Mexiko war er aktiv. 1991 gewann er an der Seite von David Taylor in Deutschland die CWA Tag Team Titles.

Über all die Jahre gab es immer wieder einige Ereignisse, die Benoit seinem Traum von einer der großen zwei Ligen näher zu bringen schienen, aber im Endeffekt doch nichts brachten. Zusammen mit seinem langjährigen Tag Team Partner aus Stampede Tagen Biff Wellington nahm er 1992 am Turnier um die NWA World Tag Team Titles teil, scheiterte aber schon in der ersten Runde an Jushin Thunder Liger und Brian Pillamn. 1993 hatte Benoit dann noch zwei Pay Per View Auftritte. Bei SuperBrawl verlor er gegen Too Cold Scorpio und bei Slamboree an der Seite von Bobby Eaton gegen Marcus Alexander Bagwell und Too Cold Scorpio. 1995 bekam er dann ein Try Out bei der Konkurrenz. Aber scheinbar konnte er bei seinen Kämpfen gegen Adam Bomb, Hardcore Holly und Owen Hart nicht das zeigen, was man von ihm erwartete.

Schon 1994 war allerdings Paul Heyman auf ihn aufmerksam geworden und sah sehr viel Potential in ihm. Auch wenn heute eine andere Triple Threat Kombination wohl bekannter sein dürfte, so waren es Shane Douglas, Dean Malenko und Chris Benoit, die die originale Triple Threat Fraktion bildeten. In der typischen ECW Umgebung passte auch Benoit seinen Stil entsprechend an und präsentierte sich rücksichtloser. Nicht nur, dass er Rocco Rock mit einer Powerbomb durch einen Tisch mal ausknockte. Viel mehr hat er sich seinen Beinamen Canadian Crippler während eines Kampfes gegen Sabu verdient, in dem sich Sabu seinen Nacken anbrach. Eigentlich konnte Benoit dafür relativ wenig, denn er wollte eine Backdrop Variante zeigen, bei der Sabu auf dem Bauch landen sollte, aber stattdessen dreht sich Sabu in der Luft, um auf den Rücken zu landen. Das schaffte Benoit allerdings nicht mehr ganz und landete so unglücklich auf dem Nacken und dank Paul Heyman war der Crippler geboren. Am 25. Februar 1995 gewannen Benoit und Malenko zusammen sie ECW Tag Team Titles von Sabu und dem Tazmaniac.

World Championship Wrestling

Durch die guten Beziehungen zwischen New Japan Pro Wrestling und der WCW fand sich Chris Benoit 1995 in Ric Flairs Four Horsemen Gruppierung wieder. Schnell fand sich Benoit in einer Fehde mit dem Dungeon of Doom und dessen Anführer Kevin Sullivan wieder. Sowohl hinter den Kulissen als auch vor den Kameras bändelte Benoit mit Nancy, der Ehefrau von Kevin Sullivan an. Die Fehde gegen Sullivan endete damit, dass sich der kleine Giftzwerg vom Wrestling zurückziehen musste, nachdem er ein Retirement Match verloren hatte, das diese hart geführte Fehde beendete. Nachdem dann die Four Horsemen nach dem Debüt der New World Order auseinander brachen und Chris Benoit auf sich allein gestellt war, legte sich der Crippler Ende 1997 mit dem Flock von Raven an. Eigentlich wollte er ja eigentlich einzig und allein Raven, aber dieser schickte immer wieder seine Lakaien vor, sodass es lange Zeit dauerte bis Benoit wirklich mal Raven vor die Fäuste bekam. Im Lauf der Fehde gerieten beide dann auch noch mit dem United States Champion der WCW, Diamond Dallas Page, aneinander und ausgebrochen war Anfang 1998 eine Dreierfehde.

Auch wenn es nicht zum Gewinn der US Titles reichte, so schlitterte Benoit direkt in eine Fehde mit Booker T um dessen WCW Television Title hinein. Während dieser Zeit bekämpften sich die beiden unglaublich oft bei House Shows und nachdem Booker T den TV Title an Fit Finlay verloren hatte, lieferten sich die beiden eine Best of Seven Series, um einen To Herausforderer zu bestimmen. Das siebte Match wurde allerdings von Bret Hart gestört, der Benoit für die NWO rekrutieren wollte. Benoit verzichtete allerdings auf den Sieg und so kam es zu einem achten Kampf, den Benoit verlor. Trotz der verlorenen Fehde beförderte eben diese Chris Benoit an die Spitze der Mid Card Szene der WCW. In der Folgezeit fand sich Benoit wieder mit seinen alten Freunden von den Four Horsemen zusammen und gemeinsam fehdeten sie für kurze Zeit gegen die NWO.

Zusammen mit Dean Malenko gewann Benoit im Jahr 1999 dann die WCW Tag Team Titles von Curt Hennig und Barry Windham, mit denen sich die beiden Horsemen zuvor eine Fehde geliefert hatten. Die Horsemen waren allerdings bald wieder Geschichte und Malenko und Benoit gerieten mit den Filthy Animals und weiterhin mit den West Teaxas Rednecks aneinander. Mit den Horsemen in der Vergangenheit, stand 1999 eine weitere Gruppierung rund um Benoit in den Startlöchern. In die Geschichtsbücher sollte die Revolution zwar als Gruppierung von Midcardern, die gewisse Kräfte einfach nicht im Main Event sehen wollten, eingehen, aber zusammen mit Malenko, Perry Saturn und Shane Douglas räumte Benoit in der Midcard der WCW mal kräftig auf. Unter anderem konnten sich Saturn und Benoit während dieser Zeit die Tag Team Titles holen und fehdeten mit der Triad, die ihnen die Titel schließlich auch abnehmen sollte. 1999 sollte Benoit außerdem noch den US und den TV Title gewinnen, aber das wird von einem Match in den Schatten gestellt. Am 4. Oktober traf der Canadian Crippler nämlich auf keinen geringeren als Bret Hart und das in der Kemper Arena zu Ehren des in dieser Halle verstorbenen Owen Hart. Kurze Zeit später bei Mayhem in Toronto trafen die beiden ein weiteres Mal aufeinander und zwar im Finale des World Heavyweight Title Tournaments.

Das Jahr 2000 sollte viel neues für Chris Benoit bereit halten. So wurde er am 16. Januar zum ersten Mal in seiner Karriere World Heavyweight Champion. Allerdings hatte sich Benoit schon längst mit den Offiziellen zerstritten und vor allem Probleme mit Booker Kevin Sullivan führten dazu, dass Dean Malenko, Perry Saturn, Eddie Guerrero und Chris Benoit zur WWE wechselten und dort als Radicalz debütierten.