Leudde,
hab grad vor 2 tagen mit nem kumpel von mir (kurz vor seinem diplom in biologie) über protein-supplements in (shake-form) siniert und er meinte daraufhin, dass es absolut nicht gesund sei protein-shakes zu sich zu nehmen, da sich das protein in den ardern und arterien festsetzen kann und dies zu bösen überraschungen führen kann...
BISHER hieß es ja, dass man mehr trinken sollte, damit das protein-abbau-produkt Stickstoff besser durch den Harn abgeführt werden kann und unter anderem dadurch auch verhindert wird, dass sich Protein in den Arterien festsetzten kann
dies scheint jedoch alles über den haufen geworfen sein?!?!?!
daraufhin habe ich ihm noch ne mail geschrieben in der das übliche über Proteinaufnahme etc. steht
Zitat:
Was geschieht mit dem Protein im Körper?
Proteine in der Nahrung werden letztlich von den Enzymen im Verdauungstrakt in die verschiedenen Aminosäuren aufgespalten. Kürzere Aminosäureketten nennt man Peptide. Die Reihenfolge lautet:
Proteine -----> lange Peptidketten -----> kurze Peptidketten -----> Aminosäuren
Dieser Prozess wird im Magen vorbereitet und setzt sich im Darm fort, wo die Aminosäuren, als kleinste Einheit der Proteine, durch die Darmwand ins Blut aufgenommen werden. Aminosäuren werden dann durch den Körper geleitet, und Zellen, die Aminosäuren brauchen, können sie dem Blut entnehmen.
Überflüssige Aminosäuren werden hauptsächlich in der Leber verarbeitet. Dort wird der Stickstoff von der Aminosäure getrennt. Der abgetrennte Stickstoff wird dann in ein neues Molekül eingebaut, den Ammoniak. Dieser Stoff kann zum Aufbau nichtessentieller Aminosäuren verwendet oder zu Harnstoff umgewandelt werden, der über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird. Freies Ammoniak ist stark giftig, und Harnstoff ist die einzig sichere Art, auf die Stickstoff aus dem Körper transportiert werden kann. Das Kohlenhydratgerüst, (d.h. der Rest der Aminosäure, von dem der Stickstoff abgetrennt wurde) wird als Energiequelle verwertet oder zu Fett umgebaut und gespeichert.
Also heißt das nix anders, das überschüssiges protein sich nicht in den arterien ablagert sondern, für energiegewinnung oder halt in körperfett abgespeichert wird… - und das abfallprodukt iss der stickstoff der durch den urin ausgeschieden wird….
Also muss man folglich nur mehr trinken wenn man protein-shakes zu sich nimmt, oder?
daraufhin kam gestern abend diese mail von ihm zurück:
Zitat:
Da du es nochmal ganz genau wissen willst, bitte…
1. Was Du am Freitag gesagt hast war wörtlich: Aminosäuren (ich nenn sie ab jetzt AS) bzw. Proteine werden zu Stickstoff abgebaut. Das kann man so aber auf gar keinen Fall sagen, denn Stickstoff ist nur ein kleiner Teil von Proteinen (ca. 10%). Man kann z.B. sagen, dass Kohlenhydrate zu CO2 und Wasser abgebaut werden, denn dass werden sie immer und beide sind zu gleichen Teilen enthalten.
Bei Proteinen ist es aber so, dass generell (bei normaler Ernährung) der Großteil der Proteine in AS abgebaut wird und diese zur Synthese von Enzymen und wichtigen Proteine in Zellen genutzt werden. Ein anderer Weg wird genutzt um aus AS die Bausteine der DNA, die Nukleotid-Basen herzustellen (Diese werden von sich teilenden Zellen in enorm großer Zahl gebraucht). Herrscht Mangelernährung, dann werden AS auch genutzt um Energie zu gewinnen. Ansonsten können sie über das Zwischenprodukt Acetyl-CoA als Basis für die Fettsäure oder Steroid-Synthese dienen. Die Umwandlungen zur Energiegewinnung und in Fettsäuren sind bei normalem verzehr nicht so häufig.
2. Viel wichtiger bei den Protein Shakes ist aber etwas ganz anderes:
Normalerweise werden Proteine dem Körper in Form von Fleisch oder zum Teil in Gemüse etc. zugeführt. D.h. in Fester Form. Zur Verdauung dienen wie das in dem Artikel richtig beschrieben ist Enzyme. So genannte Proteasen. Der Enzymverdau beginnt normalerweise im Mund beim Kauen, dort ist der Verdau aber sehr gering, da die Speisen nur kurze Zeit dort sind und die Enzyme nur geringe Zeit für ihre Arbeit haben. Enzyme haben eine Maximale Arbeitsgeschwindigkeit, diese wird erst bei Substratsättigung erreicht, d.h. in diesem Fall, erst wenn genügend Proteine da sind. Außerdem brauchen Enzyme eine längere Zeit um viel Protein zu verdauen, da die Enzymmenge begrenzt ist und die Enzyme in so einem Fall gesättigt sind. Die Natur ist durch Evolution in ihrer heutigen Form entstanden deshalb hat sich der Körper an die äußeren Umstände angepasst. So braucht der Magen viel länger um schwere Speisen wie Fleisch zu transportieren, dies macht Sinn, denn nur dann können die Nährstoffe alle gut durch die Enzyme verdaut werden. Anschließend gelangt der Nährstoffbrei erst in dieser Form in den Dünndarm. Das ganze nennt sich Chymifikation. Im ersten Bereich des Dünndarms (dem Zwölffingerdarm) wirken noch weitere Enzyme der Bauchspeicheldrüse ein um die Nahrung weiter zu zersetzen. Im Dünndarm werden die Nährstoffe absorbiert, deshalb ist er auch ca. 3 Meter lang und hat durch viele kleine Einstülpungen eine Oberfläche von ca. 200 Quadratmetern (da staunt man).
So und jetzt zu unserer Eiweiß-Nahrungsergänzung: die trinkt man normalerweise in Form eines Shakes. Wie du dir vorstellen kannst, ist dieser Brei nicht sehr fest oder schwer für unseren Magen. Er rechnet also gar nicht damit, dass da so viele Nährstoffe drin enthalten sind, weil er so was in den letzten paar tausend Jahren noch nie gesehen hat und leider keine Zeit hatte sich evolutionär daran anzupassen. Deshalb gibt es auch keine Funktion die sagt: mach mal langsam alter… sondern der Shake wird schnurstracks in den Dünndarm transportiert. Auch im Zwölffingerdarm haben die Enzyme des Pankreas nur wenig Zeit einzuwirken, da der Brei weiterhin schnell transportiert wird. Der Dünndarm ist zwar ebenfalls evolutionär eher ausgerichtet nur AS aufzunehmen, besitzt aber auch die Möglichkeit zu einem geringen Anteil Proteine aufzunehmen. Dadurch gelangt ein Teil der Proteine unverdaut bzw. nur unvollständig verdaut (also in Form zusammenhängender AS und nicht als einzelne AS) in das Blut. Normalerweise werden Proteine nicht in hohen Konzentrationen im Blut transportiert, außerdem sind es immer nur ganz bestimmte Proteine die dort transportiert werden (wie z.B. Hormone) die durch kontrollierte Sekretion aus bestimmten Zellen abgesondert werden. Die Blutgefäße sind ausgekleidet von bestimmten Epithelzellen und da jede Zelle an ihrer Oberfläche sowohl eingelagert Proteine, als auch Fettsäuren oder Glykoside besitzt, können diese zum Teil mit Proteinen interagieren.
Also: die über den Dünndarm aufgenommenen (unverdauten) Proteine können dann teilweise mit den Oberflächenmolekülen der Zellen interagieren und gebunden werden. Außerdem darf man nicht vergessen, dass nicht alle Proteine in gleichem Maße wasserlöslich sind, oder anders gesagt, es gibt bei vielen Proteinen Wasserabweisende, hydrophobe Bereiche. Wenn Proteine gespalten werden, ist es möglich, dass in einigen Bruchstücken vorwiegend diese Bereiche vorhanden sind. Im funktionsfähigen Protein ist es so, dass es sich in wässrigem Milieu (wie dem Blut) so faltet, dass hydrophile Anteile außen liegen und das Protein in Lösung bringen, hydrophobe hingegen liegen innen. Sind jetzt Bruchstücke vorhanden, die nur noch hydrophobe Anteile enthalten, dann bilden diese miteinander Aggregate, um eine möglichst kleine Oberfläche zu haben. Wie Du Dir vorstellen kannst ist das nicht so gut und diese Aggregate können kleine Kapillaren verstopfen (deshalb können z.B. auch Herzkranzgefäße betroffen sein da diese zum Teil an ihren Enden extrem kleine Durchmesser aufweisen). An solche Aggregate hängen sich dann weitere vorbeischwimmende Proteine mit ihren hydrophoben Anteilen. Das ist im Prinzip das gleiche wie bei Cholesterin.
Ganz verwirrend ist jedoch Deine Schlussfolgerung, dass man mehr trinken müsse um Proteine ausscheiden zu können… Wozu das Wasser???
A. Zur Spaltung von Proteinen und AS wird zwar Wasser benötigt, jedoch steht dem Körper schon Wasser zur Verfügung aus der Verbrennung von Kohlenhydraten, d.h. man muss nicht all das benötigte Wasser in Form von flüssigem H2O zu sich nehmen,… denn dann müssten wir jeden Tag deutlich mehr trinken als nur 3 Liter. Und für die paar Gramm Proteine, brauchst du auch nur wenige Gramm Wasser (sprich wenige ml) (um es genau zu sagen, für die Spaltung jeder Aminosäure ein Molekül Wasser. Da eine Aminosäure im Schnitt 113 g/mol wiegt, und Wasser 18 g/mol brauchst Du zum Umsatz von 113 g AS genau 18 g Wasser. Du siehst hier brauchst du also kein Wasser trinken.)
B. Woran Du wohl zuerst gedacht hast, ist, dass Wasser benötigt wird um Harnstoff aus dem Körper zu befördern. Aber: Harnstoff löst sich bis zu 1 Molar, d.h. 1 Mol/Liter. Da pro Molekül Harnstoff zwei Atome Stickstoff enthalten sind, heißt das: in einem Liter Wasser lösen sich 2 Mol Stickstoff. Ein Mol Stickstoff wiegt 14 g, also zwei in einem Liter Wasser = 28g/l. Wenn Selbst wenn also 228g Proteine abgebaut werden sollten (was nicht passiert, denn der Körper benötigt bei normaler Zufuhr einiges selbst und bei übermäßiger wird wie oben erwähnt der Grossteil gar nicht erst in AS abgebaut. Also selbst wenn du 228g AS bzw. Protein abbauen müsstest würden gerade mal ein Liter Wasser ausreichen um den daraus entstehenden Stickstoff zu lösen (da pro AS etwa 10 % des Gewichts aus Stickstoff besteht, sind in 228g AS ca. 23g Stickstoff enthalten.) Du brauchst also nur ein Liter Harn um darin die Abbauprodukte aus 228g Protein zu lösen… da kannst du lang essen bis dein Körper soviel abbauen würde. Außerdem scheidet der Körper täglich mehr als ein Liter Urin aus, es wäre also noch mehr möglich…
D.h. mit Wasser richtest du da so gut wie nix aus.
Du siehst also, Biologie und Medizin sind nicht schwarz oder weiß. Man darf nicht irgendetwas lesen und denken das ist immer so und immer gleich. Es spielen viele verschiedene Umstände und Faktoren mit. Im Prinzip ist das richtig was in dem Artikel stand, aber es ist eben nur nicht mal die halbe Wahrheit. Genau den Fehler machen ja oft Ärzte, die denken dass jeder Patient gleich wäre und immer alle gleich auf bestimmte Wirkstoffe reagieren, oder den Patient nicht richtig zuhören wenn er sagt dass ein bestimmtes Mittel z.B. nicht wirkt etc. Jeder Mensch hat kleine Unterschiede im Genom und ist deshalb einzigartig. D.h. es kann sein dass jemand ein Medikament gar nicht verträgt, weil ein bestimmtes Enzym eine Mutation trägt, die ein anderes Zwischenprodukt aus dem Wirkstoff macht.
Man muss also alle Faktoren in betracht ziehen!
da mich diese mail und die begründung doch sehr "erschütterte" bitte ich nun EUCH mir - die thesen meines kumpels - zu widerlegen.
denn ansonsten sollte man den konsum von Protein-Shakes nochmals überdenken.
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