Der Mann mit der Bohrmaschine
Die Frau an sich ist nicht auf den Kopf gefallen. Entgegen selbstverfaßter
Propaganda wird nicht sie vom Mann unterdrückt sondern natürlich er von
ihr.
Das ist eine Binsenweisheit und bedürfte keiner Erwähnung, hätte die Frau
es nicht geschafft, durch ein gut funktionierendes Deklassierungssystem ihre
Herrschaft zu stabilisieren. Im Frauenstaat gibt es drei Kategorien Mann,
unterschieden lediglich in ihrer Bedeutung für das beherrschende Weib nicht
in ihrer Machtstellung, denn zu sagen haben alle drei nichts.
Nummer eins ist der Arbeiter, seine Aufgabe ist die Versorgung des Weibes mit
Nahrung und Schuhwerk. Dafür darf er bei ihr wohnen, ihr zuweilen aufreiten
und den Nachwuchs fett füttern. Seit einigen Jahren sind die Vergünstigungen
etwas zusammengestrichen worden. In der Regel darf er heute nur noch blechen
und von ferne dem Treiben zuschauen.
Nummer zwei ist die Drohne oder der Stecher, ein Typus Mann, der der Frau in
jungen Jahren oder als Nebenstecher parallel zum Arbeiter Lust zu bereiten hat.
Ist der Versorger genetisch allzu desolat geraten, dann darf die Drohne auch
leiblicher Vater des Nachwuchses werden ohne allerdings für dessen Futter
aufkommen zu müssen.
Typ Nummer drei ist die interessanteste Kategorie und ihr gilt unser Hauptaugen-
merk: Der Mann mit der Bohrmaschine. Jede halbwegs attraktive Frau hält in
ihrem Freundeskreis einen schüchternen, dicklichen oder einfach nur zu lieben
Mann in Reserve, der sie von ferne anhimmelt. Stets gibt sie ihm das Gefühl,
ihr besonderer Vertrauter zu sein und eigentlich auch viel toller als der durch-
trainierte Schönling mit dem Wahnsinnsriemen. Höchstens zwei Wochen noch
ließe sie sich von ihm das Hirn aus der Rübe vögeln, dann sei aber endlich Schluß.
Der Mann mit der Bohrmaschine hört ihr brav zu und tröstet sie, wenn Kollege
Megastecher schon nach drei Tagen Schluß gemacht hat, ja und freut sich sogar
mit ihr, wenn der nächste Hengst auf die Lichtung trabt. Unerschütterlich hält ihn
die Hoffnung, wenn er ihr nur stets sein Ohr leihe und immer da sei, dann werde
sie irgendwann mal seine Qualitäten erkennen und ihn ranlassen. Pustekuchen!
Seine Qualitäten hat sie längst erkannt: er ist der Doofe mit der Bohrmaschine,
der ihr die Vorhänge andübelt, ihren Umzug organisiert und den Ficus berieselt,
wenn sich Madame auf den Malediven von ihrem haarigen Wüstling durchorgeln
läßt. Der stets verfügbare Kumpel mit der Bohrmaschine ist eine Schande für das
männliche Geschlecht. Wie kann man sich nur so weit erniedrigen lassen. Wie
kann man nur so unendlich blöd sein, zu glauben, mit dem Boschhammer im
Anschlag öffne man das Herz einer Frau oder wenigstens den Schritt. Den Frauen
muß man allerdings Respekt zollen: keinem Mann wird es je gelingen, eine Frau
derart zu versklaven, ohne nicht in irgendeiner Weise dafür zu zahlen: in Geld,
Gesundheit oder Lebenserwartung.
Nur die Frauen haben den vollkommenen, nichts fordernden, geschlechtslosen
Heloten aus dem wilden Manne herausgezähmt. Allen noch freilaufenden
Exemplaren kann man nur raten, für eine Frau nie der Mann mit der Bohrmaschine
zu sein.
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