Leider nur für genetische Freaks geeignet...., 27. Dezember 2003
Rezensentin/Rezensent: boertman (Mehr über mich) aus Rhede, NRW Deutschland
Jaja, es ist gemeinhin als "Die Bibel" bekannt. Es war auch MEIN erstes Bodybuilding-Buch, und ich war sehr lange sehr fasziniert von Arnold, seinen Kumpels und dem "goldenen Zeitalter" des Bodybuilding.
So hat Arnold nun einen Blick auf seine lange Karriere im BB-Sport geworfen und über seine Erfahrungen und die seiner Kollegen ein Buch verfasst, welches den Anspruch erhebt, bei richtigem Befolgen jedem Bodybuilder weiterhelfen zu können.
Das Buch beginnt - nach einer kurzen historischen Einleitung - mit der Aufforderung nach der individuellen Beantwortung der Frage, warum man BB betreibt: um gesund zu bleiben, um seine Physis nachhaltig zu verändern/verbessern oder gar um ein BB-Champion zu werden. Doch leider wird das Buch nur für die letztgenannte Gruppe wichtige Informationen enthalten.
Zwar wird die Existenz verschiedener Körperbautypen besprochen, sowie die damit verbundenen genetischen Bedingungen. Allerdings erklären sich die darauf folgenden Ausführungen zur Trainingsgestaltung und den Trainingsplänen nur aus der Sicht eines (evtl. chemisch geboosteten) Mesomorphem, sprich: eines Profibodybuilders. Der ektomorphe Freizeitsportler wird jedoch mit den beschriebenen Programmen kaum Erfolge erzielen, falls er ohne BB-Drogen trainiert.
Damit sind wir bei einem weitverbreiteten Phänomen bzw. Problem der Fitness- und BB-Branche:
Zu wem schauen die (unwissenden) Leute, inkl. aller Körperbautypen, auf? -- richtig: zu denen, die Erfolg haben. Im BB also zu den muskulösen Typen.
Wer hat Erfolg und erklärt den Leuten den Sport? -- richtig: die Champions und Trainer.
Warum sind die Champions Champions und die Trainer Trainer? -- richtig: weil sie erkannt haben, dass die im BB großen Erfolg haben können und daraufhin tolle Körper aufgebaut haben.
Woher kommt ihre Erkenntnis? -- in den meisten Fällen daher, dass sie schon immer schnell auf Training angesprochen haben, also genetisch sehr gut "geeignet" sind.
Damit entsprechen sie aber nicht der trainierenden Masse. Das Problem liegt also darin, dass jeder noch so dünne und bis dahin sportlich nicht erfolgreiche Durchschnittsbürger nach solchen Programmen trainiert, mit denen die Champions "gewachsen" sind. Die eigene genetische Ausstattung bleibt völlig unberücksichtigt.
Dabei sind diese Porgramme völlig ungeeignet und führen zwangsweise ins Übertraining und dann zur Aufgabe des Sports oder zum Einsatz von Anabolika.
Arnolds Genetik war einmalig, sein Steroidkonsum für die damalige Zeit wahrscheinlich auch. So jemand KANN nicht die Masse trainieren, weil er niemals ihre Sicht der Dinge haben wird.
Das nächste Problem stellen die Übungserklärungen dar. Jede noch so kleine Übung wird ansatzweise und mit derselben Berücksichtigung wie die Grundübungen erklärt. Dabei ist die Erklärung zumeist unvollständig. Hätte Arnold die hierfür insgesamt zur Verfügung stehenden Seiten mit Erklärungen nur der 5-7 Grundübungen gefüllt, dann wäre dieser Teil weitaus besser geworden.
Fazit:
Es handelt sich bei der "Bibel" um einen interessanten Einblick in die Trainingswelt der 70er und 80er Champions. Für Sportler mit enormem genetischen Potential wird dieses Buch zudem hilfreich sein. Die Masse der Durchschnittsathleten wird es aber in den Ruin treiben. Für diese gilt: lest Stuart McRobert's "Brawn" und Steve Holman's "Ironman's Massetraining". Deren Trainingsphilosophie und Programme sind realistisch.
Und kommt um Gottes Willen vom dem Gedanken weg, dass mehr Training besser ist und Supplemente die Ernährung ersetzen können.
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