Ich weiß, dass das in diesem Forum provokativ wirken mag, aber gerade deshalb stelle ich es hier rein. Vielleicht provoziert es neue Gedankengänge oder auch eine produktive Diskussion Es gab auch mal einen "seper servus" Thread mit ähnlichem Inhalt, über den ich mich seinerzeit furchtbar aufgeregt hatte

Was ich meine ist, HIT bzw. Heavy Duty ist trotz aller Logik und Theorie nicht für jeden und jeden Trainingsstand das optimale System. Um das zu verdeutlichen beschreibe ich kurz meine eigene Trainingsgeschichte:

Mit 17 oder 18 habe ich das erste Mal den ersten Teil von "Heavy Duty" in den Händen gehalten und den Band begeistert verschlungen, nicht nur einmal sondern bestimmt zehnmal. Ich war fasziniert von Mentzers "intellektuellem" Ansatz, seiner Fähigkeit einfache, logische Antworten zu liefern und von meinen (anfänglichen) Erfolgen. Ich fand es unglaublich, dass ich mein ganzens Training durchziehen konnte, während andere immer noch am Kabelzug Crossovers trainierten und keine Fortschritte machten. Und ja, die Grundlagen meiner jetzigen Entwicklung und Kraft habe ich sicherlich mit HD bzw. HIT gelegt.

Doch irgendwann kam das Plateau. Nach Mentzer-Manier war meine Reaktion darauf natürlich: noch mehr Intensität und noch mehr Ruhepausen. Also baute ich Intervallsätze, Negativsätze usw. ein und ging nur noch relativ selten ins Studio. Nach HIT-Logik hatte ich ja alles richtig gemacht (ja, ich habe auch periodisiert und zwei Wochen Komplettpause gemacht). Wenn ich jetzt keine Fortschritte mehr erzielte, musste es wohl daran liegen, dass ich mein genetisches Potenzial weitgehend ausgeschöpft hatte bzw. mich weigerte mit chemischen Mittelchen nachzuhelfen. In Wahrheit wurde es immer schwerer, sich überhaupt noch zu motivieren ins Studio zu gehen, weil jedes Training zuviel katapultierte einen ja in Windeseile ins Übertraining und machte alle Fortschritte zunichte. So dachte ich jedenfalls. Und zehn Jahre ging ich zwar noch ins Studio, machte aber keine wirklichen Fortschritte mehr.

Doch irgendwan kamen Zweifel: Wie kann es sein, dass die wirklich muskulösen Typen doch mit mehr Volumen trainierten? Alles Stoffer oder genetische Wunderkinder? Oder wie Mentzer sagt, tausende trainienren Volumen ohne Erfolg, und die Erfolg haben wären mit HIT noch erfolgreicher?

Und jetzt kommt die klare Antwort: Nein Sie stoffen weder alle, noch wären sie mit HIT erfolgreicher! Weniger ist nicht immer mehr! Warum ich das sage? Ich habe mich dann entschieden doch einmal mit einem Volumenanhänger mitzutrainieren, zunächst aus Neugier ohne wirkliche Überzeugung. Mmittlerweile sind wir gute Traininspartner und ich kann seit einem Jahr endlich wieder deutliche Zuwächse verzeichnen. Natürlich trainiere ich nicht blindwütig drauf los oder habe das frühere Pensum einfach verdreifacht, oder ähnliches. Ich habe aber gelernt, dass, zumindest für mich, weitere Kraft- und Massezuwächse nur möglich sind, wenn:

- ich bei jeder Übung ein bis zwei Aufwärmsätze, ein bis zwei mittelschwere bis schwere Sätze und ein bis zwei Versagenssätze mache, gelegentlich mit Erzwungenen

- ich mich auf Grundübungen konzentriere und zwar nicht nur auf eine, sondern auf drei oder vier Übungen pro Körperteil

- für Brust und Rücken komme ich also auf unglaubliche 12-16 Sätze, ca. 4 bis zum Muskelversagen, manchmal auch gar weiger. Nach der HIT Philosphie könnte man davon doch mindestens zehn Sätze, oder alle die nicht zu Versagen gehen, weglassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die leichte und mittelschweren bis schweren Sätze ebenso wichtig sind, wie der MV-Satz zum Schluss und man auch mal "Gas rausnehmen" kann. Und damit meine ich nicht zu periodisieren, wie bei HIT.

An Heavy Duty bzw HIT sind also folgende logische Schwächen bzw Fehler festzumachen:

1. Die permanente Angst vor Übertraining, hält Leute davon ab, optimal zu trainineren

2. Man muss keineswegs immer bis zum Muskelversagen trainieren, die leichten und mittelschweren Sätze tun enorm viel für Motivation und langfristige Kraftsteigerungen. Andereseits führen permanente MV-Sätze zu Frust, Schmerz und Stagnation.

3. Eine Übung pro Körperteil stellt nicht immer das Optimum dar (s.o)

4. Es ist u.U. besser, etwas Kraft aufzusparen um am nächsten oder übernächsten Tag erneut zu trainiern, als sich mit Intesitättechniken "platt" zu machen und danach eine Woche oder mehr pausieren zu müssen.

5. Die Reaktion auf Stagnation kann nicht immer heißen, nach Pause oder Periodisierung noch weniger Training.

Das alles heißt nicht, dass die HD-Prinzipien völlig falsch sind und "mehr ist besser" immer richtig. Vielleicht liegt die Wahrheit, wie bei so vielen Dingen einfach in der Mitte? Kann man evtl das beste von beidem kombinieren?

Traut euch ruhig nochmal eine Übung mehr zu und nehmt etwas Dampf aus der anderen Übung, ihr müsst deshalb ja nicht mit Babygewichten trainieren oder auf Versagenssätze verzichten. Nur halt nicht immer intensiver, koste es was es wolle. In Heavy Duty 1 "erlaubte" Mentzer ja auch noch zusätzliche Sätze. Was ab HD2 kam mit 3 Sätzen Training alle fünf Tage zeigt, dass er einem klassischen Denkfehler unterlag, auch wenn alles auf den ersten Blick logisch erschien. Das gilt auch für Spielarten wie Static-Contraction, 1er Wiederholungen, Intervallsätze usw. Durchaus logisch, Masse und Kraft baut man damit nicht oder kaum auf. Solange man mit HIT Erfolge erzielt ist ja alles gut. Kommt ihr wirklich nicht mehr weiter, nehmr euch evtl mal Erfahrungen zu Herzen. Denn auch für mich gab es früher an der HIT-Philosophie nichts zu rütteln. Ich glaube heute, ich war zu lange mit Scheuklappen unterwegs