Ich versuchs mal...

Nach einer ausgiebigen Mahlzeit hast du deinen Körper mit reichlich Eiweiß versorgt. Nun gibt es unter den Aminosäuren eine besondere, das Tryptophan.

Bevor ich verrate, was an der so besonders ist, ein kurzer Blick auf die Blut-Hirnschranke. Das sind eng gepackte Zellen, Aufpasser, die ganz genau regeln, welche Moleküle unseren kostbaren Denkapparat erreichen dürfen und welche nicht. Geregelt wird das (mit einigen Ausnahmen, so können Wasser und Suaerstoff/CO2 ungehindert passieren, ebenso fettlösliche Moleküle) über sog. Carrier, Transporteure, die in den Zellmembranen sitzen.
So kann - theoretisch! - unabhängig von der Blutkonzentration ganz genau und aktiv gesteuert werden, welche Stoffe in welchen Mengen im Hirn ankommen. So viel zur Theorie. In der Praxis gibt es einige Carrier, die für verschiedene Moleküle zuständig sind. Steigt die Konzentration eines der Moleküle im Blut, wird es plötzlich bevorzugt ins Hirn transportiert, einfach, weil der Carrier mehr davon erwischt.

So, nun wieder zurück zum Tryptophan. Es ist eine besonders schöne Aminosäure, weil es im Gehirn zu Serotonin umgewandelt wird, und Serotonin macht glücklich.
Für diese Aminosäure gibt es nun einen Carrier, der aber auch andere AS ins Gehirn schleust. Nun hat Tryptophan aber eine weitere (diesmal weniger emotionale, als rein biochemische) Besonderheit: es wird sehr leicht an Albumin (das Bluteiweiß - ein wichtiger Transpoteur von sehr vielen verschiedenen Stoffen im Blut) gebunden, und entzieht sich damit, anders als die übrigen AS, der Wirkung von Insulin, dem Hormon, das dafür zuständig ist, Stoffe in die Zellen zu schleusen.

Und damit kommen wir endlich zum entscheidenden Punkt: essen wir Süßes (sprich: Kohlenhydrate) nach einer reichhaltigen (sprich: eiweißreichen) Mahlzeit, steigt der Insulinspiegel. Alle Aminosäuren werden in die Körperzellen geschleust. Alle Aminosäuren? Nein, eine unbeugsame, das Tryptophan, leistet Widerstand. Und plötzlich steigt seine Konzentration im Blut. Aber wir erinnern uns, der Carrier...
Es wird mehr Tryptophan ins Gehirn geschleust, und wir werden fröhlich. Und weil wir gerne fröhlich sind, essen wir gerne Nachtisch.


Dein Eindruck war also ganz richtig.

Gruß,
ilpadre