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75-kg-Experte/in
Kettlebell - wer hat damit schon trainiert?
Hallo,
ist hier wer im Forum, der schon mal mit einem Kettlebell trainiert hat?
Wenn ja würde ich gerne mal einen Erfahrungsbericht darüber lesen.
best, ll
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75-kg-Experte/in
Oh...
es ist bell=glocke, nicht ball=ball.
Also:
(....)der schon mal mit einer Kettbell trainiert hat?
best, ll
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Ich hatte mal einen in der Hand. Für jemanden mit gewissem Grundwissen über Kraftarten, Anatomie, Trainingslanung etc ist das ja kein Wunderding, wie manche Marketing-Gurus (Tsatsouline, "Revolution blabla") die Kettlebells anpreisen.
Die gußeiseren Dinger sind eben fixe Gewichtskugeln, mit der Eigenart, dass der Griff oben drauf ist, und nicht mittig drinnen, wie bei Kurzhanteln.
Wie alle Griffänderungen (Ober-/Unter-/Hammtergriff, weiter/enger Griff etc) bewirkt allein das natürlich eine gewisse Änderung der einbezogenen Muskelschlingen, und bietet somit eine (kleine) Abwechselung im Training, anatomisch wie psychologisch/in Sachen Motivation. Gerade letzteres sollte man nicht unterschätzen, wenn einen irgend wann mal die ewigen Hanteln anöden.
Die Form des Kettlebells ist darüber hinaus vor allem für Übungen vorteilhaft, bei denen das Gewicht zeitweise an den Beinen baumelt, insbesondere, bei Swings. Man kann da sehr gut beidarmig zugreifen, ohne dass die KH-Scheiben an die Beine oder dans Gemächt stoßen, auch ist an einer normalen KH ja wenig Platz für zwei Handflächen gleichzeitig. Beim Rudern vorgebeugt (oder an der Bank) habe ich auch einen gewissen Vorteil bemerkt, da stören ebenfalls nicht die Scheiben an der Seite die Bewegung, die sonst gerne an die Brust stoßen, zumindest im Obergriff (Daumen zum Körper).
Bei anderen Übungen, z.B. Überkopfdrücken, Bankdrücken, Frontkniebeugen etc fand ich die Dinger aber nicht so prickelnd. Da hängt die Kugel dann nämlich runter, und drückt die ganze Zeit gegen den Unterarm. Tut zwar nicht weh, aber ich fands unangenehm. Da bleibt dann einzig die andere Griffbelastung als Vorteil, bei solchen Übungen.
Bei explosiven Übungen (z.B. Umsetzen/Clean, Reißen/Snatch) dreht sich die Kugel am Ende der Bewegung in der Hand, und man hat eine andere Abrems- und Halteaufgabe vor sich, als bei normalen Kurzhanteln. Genauer gesagt, kann man einen Tick später abbremsen, weil die Kugel ja noch einen Moment fliegt. Verschiebt die Übung etwas von Hanteln in Richtung Medizinballwerfen etc, was aber bei Schnellkrafttraining ja nun auch keine Neuheit ist. Aber auch hier; eben etwas Abwechselung zur Hand, bei Bedarf.
Hauptnachteil, den ich sehe, ist das fixe Gewicht bei den massiven Kugeln. Entweder muss man sich dann zig Abstufungen kaufen, oder notgedrungen Trainigsmethoden anwenden, die anders als über das verwendete Gewicht eine Progression vorsehen, z.B. kürzere Pausen, mehr WH, mehr ROM, komplexere Bewegungen, andere Hebelverhätlnisse, mehr Runden/Sätze etc. Allerdings sind das (fast) alles eher metabole Steigerungen (ATP, Kraftausdauer, anaerobe Ausdauer, Zellebene, Herz-Kreislauf), weniger für neurale Verbesserungen (ZNS, Maximalkraft) geeignet, bis auf die Hebel-Sache. Ausnahme wären vielleicht plyometrische bzw. Schnellkraft-Methoden mit geringen Widerständen - da kann man dann in gewissem Rahmen über das Tempo oder die Qualität der Bewegung steigern. Jedenfalls ist es wohl auch kein Wunder, dass die Kettlebells in den letzten Jahren vor allem als Möglichkeit für (metaboles) "Conditioning" beworben werden.
Als Kompromiss gibt es allerdings sogennate "plate loaded" Kettlebells von diversen Herstellern, die heißen dann z.B Kettlegrips oder so ähnlich. Da hast du den Griff, aber keine massive Kugel drunter, sondern eine Aufhängevorrichtung für Kurzhantelscheiben. Manche dieser "Grips" sind richtig professionell designt, andere sehen eher aus, als wäre Opa Krause da mal 5min in seiner Kellerwerkstatt gewesen.
Fazit: Ein nettes Werkzeug im Arsenal, aber eher auf der Ebene mit geringem Einfluß. Entscheidend ist nicht, ob KH, LH, Körpergewicht oder Kettlebell, sondern Trainingsplanung (Frequenz*Intensität*Volumen & Co), Kraftarten, Anatomie ("welche Bewegungen mache ich?"), kinetische Ketten usw. Klar, wer aus Motivationgründen unbeding jede einzelne Übung mit Kettlebells machen will, kann das tun, und wenn er weiß was er tut, wird er auch erfolgreich sein, aber damit beschränkt man eben seine Möglichkeiten an Trainingsgestaltung.
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75-kg-Experte/in
Vielen Dank!!
Damit hast du meine Euphorie, die ich nach ein paar Internetstudien hatte, wieder etwas gedämpft.
Trotzdem werde ich hoffentlich irgendwann mal einen in die Hände bekommen.
Auf weitere Erfahrungsberichte freue ich mich natürlich trotzdem.
best, ll
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