Bänder

Ein Hauch von Physik: Was im Allgemeinen als das Gewicht bezeichnet wird, ist im physikalischen Sinne die Masse eines Gegenstandes. Die Gewichtskraft kommt erst durch die Gravitation, in unserem Falle die Erdbeschleunigung, zustande.

Der Gewichtskraft begegnen wir auch im Training, sie ist die von einer Hantel ausgeübte Kraft. Diese Kraft ist abhängig von der Masse der Hantel und der Erdanziehungskraft bzw. Erdbeschleunigung. In einer Formel sähe das für eine 100 kg-Hantel auf dem Planeten Erde so aus:

Kraft = Masse x Beschleunigung

Gewichtskraft (Hantel) = 100 kg x 9,81 m/sec2

Auf der Oberfläche eines anderen Himmelskörpers würde die gleiche 100 kg-Hantel eine andere Gewichtskraft ausüben. Beispielsweise ist die Anziehungskraft, die Schwerkraft des Mondes lediglich 1/6 der Schwerkraft der Erde. Das bedeutet, daß ein Gegenstand auf dem Mond lediglich ein Sechstel der Gewichtskraft ausüben würde, die auf der Erde festzustellen wäre.

Das bedeutet auch, daß selbst Pinocchio auf dem Mond 400 kg beugen könnte. In diesem Zuammenhang bekommt der Ausdrück Weltrekord einen völlig neuen Inhalt, denn Pinocchio würde ja lediglich einen neuen Mondrekord aufstellen. Der Flug wäre zwar etwas teuer, der anschließende Test allerdings extrem preiswert, da man ja nur seine Nase zu beobachten bräuchte...

Um stärker zu werden, suchen wir nach immer neuen Methoden, die Trainingsübungen zu variieren, zu erschweren. Mit der Addition von Ketten haben wir einen veränderbaren Widerstand erzielt. Wie wäre es denn zur Abwechslung einmal mit der Veränderung der Beschleunigung? Dazu brauchen wir nicht etwa zum Jupiter zu reisen, sondern lediglich Gummibänder an der Hantel zu befestigen.

Das Eigengewicht der Bänder ist zu vernachlässigen, werden diese jedoch in der Nähe des Bodens befestigt, übt ihr Zug eine Kraft auf die Last aus und paßt den Widerstand an: Im oberen Teil einer Bewegung, in dem der Athlet stark ist, ist das Gummi stark gespannt. Diese Spannung läßt nach, wenn die Hantel gesenkt wird. Somit wird der Widerstand den Fähigkeiten angepaßt und steigt in den Positionen an, in denen der Athlet stark ist: In den oberen Bereichen z. B. des Bankdrückens und bei der Kniebeuge.

Louie Simmons vom Westside Barbell Club experimentiert seit längerer Zeit mit Bändern und Ketten und empfiehlt die jeweils gleichlangen Jump-Stretch-Bänder, die mit zunehmender Stärke pink, gün und blau gefärbt sind. Diese sind jedoch für einen Europäer relativ teuer und so greifen wir zu einer wesentlich preiswerten Alternative: Dem Deuserband.

Das original Deuserband entspricht in seiner Länge und Stärke dem pinkfarbenen Band, und hat den Vorteil, daß es auf einer Seite mit einer belastbaren Oberfläche beschichtet ist. Das grüne Band hat die zweifache Stärke des pinkfarbenen oder des Deuserbandes und so benutzen wir zwei Sätze des Deuserbandes, um diese Kraft zu erzeugen. Um die Stärke des blauen Bandes, die dreifache Stärke des pinkfarbenen, zu erreichen, verwenden wir einfach drei Deuser.

Dies macht den Einsatz der Deuserbänder bei der Kniebeuge aus, wir verwenden diese jedoch bei unterschiedlichen Übungen:

Bei Übungen am Kabelzug:

Ähnlich der Bewegung mit einem engen Benchshirt nimmt der Kraftaufwand im unteren Bereich zu

Für das Training des Bankdrückens verwenden wir unterschiedliche Arten, das Band zu befestigen und erzielen damit unterschiedliche Wirkungen. Natürlich kann man das Band einfach senkrecht befestigen und so in Richtung der Erdanziehungskraft den Zug erhöhen. Eine Spezialität unseres Gyms ist es, das Band (in diesem Falle ein D. Light) diagonal zu befestigen. So müssen wir uns zwei unterschiedlichen Kräften stellen: Die Erdanziehungskraft wirkt senkrecht auf die Hantel, das Band an unterschiedlichen Positionen in unterschiedlicher Stärke auf die Hantel.

Man kämpft also gegen die aus der Addition der beiden Kräfte resultierende Kraft: Die der Hantellast und den bei der Aufwärtsbewegung zunehmenden Zug der Bänder.

Die Trainingswirkung ähnelt im dargestellten Fall (diagonal verlaufende Bänder) dem Schrägbankdrücken mit dem Kopf nach unten, der Weg der Hantel ist aber dem Verlauf des Bankdrückens wesentlich ähnlicher, daher ist auch die Übertragbarkeit der gewonnenen Kraft auf die Wettkampfübung höher.

Nun eine Frage: Könnten Sie Ihre Maximallast auf der Bank auch drücken, wenn man Ihnen das Gewicht einfach auf die Brust legen würde? Wahrscheinlich ist das nicht der Fall, da Sie durch den Dehnungsreflex beim Herablassen der Hantel für kurze Zeit Energie in den beteiligten Strukturen aufbauen. Diese Energie fehlt, wenn Ihnen das Gewicht ohne Ihre Hilfe auf den Brustkorb gelegt wird.

Ihre Kraft ist beim Aufwärtsdrücken größer, je höher die aufgebaute Energie ist. Die Bänder geben Ihnen die Chance, mit größerer Spannung auf die Strukturen einzuwirken, die den Dehnungsreflex bewirken und somit mehr Kraft in der Aufwärtsbewegung zu erzielen.


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