Ich denk nur wenige Übungen bringen die Trainierenden so zur Verzweiflung wie die Kniebeuge.
Ich bin seit ein paar Wochen wieder öfters als Trainer zu Gange, habe viele Leute eingewiesen und auch einige sehr erfahrene Athleten betreut.
Da ist mir einfach endgültig was klar geworden, was mir vorher schon immer im Kopf rumgeschwirrt ist: Für die Kniebeuge gibt es KEIN Patentrezept und KEINE Ausführung die auf JEDEN passt.
Das steht für mich mittlerweile so was von fest. Die Menschen sind einfach zu individuell, damit man ein bestimmtes Schema darauf anwenden kann. Leider wird aber genau das in den Foren und auch durch zig Videos von unzähligen Experten versucht.
Mein Tipp lautet daher immer zuerst. Alles Mögliche ausprobieren und sich dann für die Version entscheiden, bei der man sich am besten fühlt.
Ob das nun Schulterbreit, eng, sehr breit, high-bar, low-bar, Hantel ohne Hintergedanken auf dem Nacken sondern einfach nur bequem, mit Box, ohne Box, mit flachen Schuhen oder Gewichtheberschuhen. Das ist egal. Jeder hat seine Version, bei der er sich am besten fühlt.
Bei uns hier in Übersee im Studio hauen sich die Pro-Powerlifter jede Mal die Köppe ein, weil jeder sein Ding an den Mann bringen will, aber die Praxis in der Trainingswelt seiht nunmal anders aus. Ich habe große Menschen getroffen, die mit engem Stand 200kg gebeugt haben und ein anderer mit der gleichen Größe, der nur mit einem breiten Stand zurecht kam. Der eine braucht die Box, damit er sich nicht auf die Höhe konzentrieren muss und steigert sich so innerhalb von einem Jahren um über 100kg und der eine kann mit einer Box nix anfangen. Genau das gleiche Spiel mit high-bar, low-bar und den Schuhen. Einer der Pro-Powerlifter beugt immer barfuß und das mit über 280kg. Im Wettkampf haut der 370kg weg. Ein anderer braucht flache Schuhe, weil er sich wegen seinem langen Oberkörper lieber nach hinten auf eine Box setzt, während der nächste damit nicht klarkommt und lieber mehr die Knie nach vorne drückt, wozu dann Gewichtheberschuhe wieder besser sind. Beim nächsten ist das wiederum zuviel des Guten.
Ehrlich, ich habe sicher schon ein paar hundert Leute an die beuge geführt und immer wieder war es doch eine kleine, meist völlig unerwartete Änderung, die dann den Unterschied ausgemacht hat.
Bei mir war es z.B. die Technikänderung auf einen breiten Stand und die Benutzung einer Box. Ich habe Jahre nach "Vorgabe" gebeugt und kam damit auch auf 5x170kg, aber trotzdem habe ich mich nie wohl gefühlt. Es ging auch nie groß weiter. Die Beugen machen mir heute so viel Spaß wie noch nie.
Das Ganze hat dann nochmal nen Sprung gemacht, nachdem ich eine Saftey-Bar genommen habe. Gewichtherbschuhe sind weg, dafür nun Converse.
Mein Kollege ist erst richtig durchgestartet, nachdem er meine Gewichtheberschuhe bekommen hat.
Daher nochmal. Ausprobieren und Testen. Sich dann für eine Version entscheiden, bei der man sich wirklich gut fühlt und auch merkt, dass der Körper als Einheit agiert. Natürlich mit sauberer Technik. Dann darin stärker werden.
Gibt bestimmt viele, die diesen Ansatz für bekloppt halten, aber meine Überzeugung liegt da voll drin. Daher halte ich mich auch mittlerweile aus allen Beugediskussionen in andere Foren raus. Da kommt man nämlich nie und nimmer auf einen Nenner.
Was man definitiv empfehlen kann ist das, was David angesprochen hat. Wer Probleme mit er Beuge hat, der sollte besser zweimal die Woche ran. Einmal schwer und einmal Technik. Auch den tag über in die Hocke gehen oder sich zu hause auf einen tiefen Bürohocker runtersetzen usw. Je öfters man die jeweilige, bevorzugte Ausführung durchgeht, desto besser wird man.
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