Ich habe mich immer an den Leitsatz "No pain, no gain" gehalten, habe beim Training alles aus mir herausgeholt und bin stets am Limit gefahren. Auch ernährungstechnisch habe ich viel ausprobiert: vom täglichen Kalorienzählen, Essen nach Plan über Anabole Diät usw. Ich war so besessen von dem Wunsch Muskeln aufzubauen, dass ich sogar meine Gesundheit auf's Spiel setzte und Anabolika nahm. Ich wollte meinen Körper formen, mit aller Macht und um jeden Preis, also setzte ich ihn schwersten Belastungen aus. Wie geil ich es fand, wenn ich vor Muskelkater kaum stehen konnte. Ihr kennt das ja. Es ging so weit, dass mich selbst Schmerzen nicht vom Training abhielten: Wofür gibt es schliesslich soviele Schmerzmittel?

Dann hatte ich einen Unfall vor acht Wochen, der mich nötigte, mein Training komplett auszusetzen. Acht Wochen, in denen ich viel Zeit zum Nachdenken hatte - acht Wochen, in denen nicht klar war, ob ich überhaupt jemals wieder trainieren würde. Ich begriff, wie wertvoll mein Körper ist und was ich ihm all die Jahre über angetan hatte. Ausserdem merkte ich allzu deutlich, dass die mühsam aufgebauten Muskeln in diesem Umfang für meinen Körper einfach nur unnötiger Ballast waren, denn er ging gegen sie an.



Heute war ich das erste Mal wieder im Studio. Keine schweren Kniebeugen oder Kreuzheben mehr.... Gerätetraining mit moderatem Gewicht war angesagt. Dabei habe ich mit all die Hampelmänner angesehen (ich war noch vor kurzem einer von ihnen), die mit soviel Gewicht trainierten, dass sie nicht eine saubere Wiederholung schafften.

Versteht mich nicht falsch: mein Ziel ist noch immer ein schöner Körper, aber halt nicht mehr zu Lasten meiner Gesundheit oder Lebensqualität. Ab jetzt wird wieder gelebt: kein Ernährungsplan wird mir jemals wieder diktieren, was ich wann zu essen habe und kein Trainingsplan wird mir mehr vorschreiben, wann ich trainieren muss.

Ich höre zukünftig nur noch auf meinen Körper. (*)


Gruß,
Stonemiller




(*) ... und Ihr solltet das vielleicht auch machen. Denkt mal drüber nach.