Wie Gewalt die Liebe zerstört
Paar-Therapeutin Karen Vargas (42) versucht zu schlichten: Elke (44, Fitness-Trainerin) und Jesko (39, Pharma-Vertreter) streiten, bis er sie schlägt. Trotzdem kann Elke ihren Mann nicht verlassen
Paar-Therapeutin sagt „Gewalt ist ein Zeichen von Hilflosigkeit“
Aus Glück und Liebe ist Frust und Hass geworden. Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. 65% der Paare finden den Sex mit ihrem Partner unbefriedigend. Streit, Beleidigungen, Trennung. Das ist der Alltag von Paar-Therapeutin Karen Vargas (42). Jeden Tag versucht sie, zu schlichten, zu beraten, Ehen zu retten.
Heute berichtet sie in BILD über die dramatische Ehe von Elke (44) und Jesko (39). Er ist krankhaft eifersüchtig, schlägt sie. Sie hat Angst vor ihm, verlässt ihn aber nicht.
SIE: „Ich liebe eine Bombe, die jederzeit hochgehen kann“
„Ich kam aus einer sexuell unerfüllten Ehe. Erst mit Jesko ging bei mir die Post ab, er gab mir die Kraft, aus meiner Ehe auszubrechen. Wir waren immer intensiver als andere Paare, wir sehen uns selbst im anderen. Aber er ist ein Wutkopf.
Es geht immer nur um zwei Dinge: Jeder fühlt sich finanziell überfordert. Und seine Eifersucht. Mich wehren, ist wie gegen die Wand rennen: bei jedem Wort der Verteidigung werden die Rückschläge härter. Aber ich kann auch nicht den Mund halten. Nach seinen Ausbrüchen sagt er immer das gleiche: Nein, Liebling, ich will dir nie wieder wehtun.
Erst heule ich zwei Tage durch. Danach landen wir im Bett, immer noch, nach all den Jahren. Das ist das Problem. Seine Intensität legt mein Hirn lahm,
plötzlich bin ich nur noch Körper und verzeihe wieder alles. Aber jetzt ist Schluss. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, auf meinen Job, meine Kinder. Alles dreht sich nur um ihn, seine Wut, seinen Wahn.
Wenn ich einen ‚Fehler‘ mache, kommt es vor, dass er mich gegen die Wand wirft. Oder er brüllt so laut, dass die Nachbarn klingeln. Ich kann das meinen Mädchen nicht mehr zumuten.
Alle seine Ex-Frauen haben Jesko deshalb verlassen, aber nie ohne Drama oder Fast-Totschlag. Ich hatte die meiste Geduld. Ich liebe eine Bombe, die jederzeit hochgehen kann. Wie neulich im Auto. Zuerst stritten wir über einen Kratzer im Lack.
Ich sagte, mein Kollege fände es normal, wenn seine Frau ab und zu einen Kratzer hat. Und ich hab auch keinen Bock jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.
An der Ampel schlug er mir ohne Vorwarnung mit der flachen Hand ins Gesicht. Eine Ader über meinem Auge sprang auf, mein Auge wurde blau. Er hat geheult vor Schreck, fuhr rechts ran. Dann das übliche Blabla.
Klar, mache ich mal was falsch. Kein Grund, mir mein Trommelfell kaputt zu schreien oder mir sonstige Wunden zuzufügen. Eigentlich müsste nur er die Therapie machen, gegen die Wut. Ich bräuchte einen Entzug: von ihm. Es ist hart, einen zu verlassen, den man noch liebt. Aber wie viel Selbstachtung soll ich noch verlieren?“
ER: „Sie labert und provoziert mich, bis ich ausraste und auf sie zurase“
„Ich liebe meine Frau. Wir sind wie Richard Burton und Liz Taylor, immer zwischen Streit und Leidenschaft. Sie kann es nicht lassen, mich zu provozieren, inzwischen steigt sie nie mehr ohne ihr rotes Tuch in die Arena. Dabei weiß sie genau, welche Knöpfe sie drücken muss, dass ich zahm werde wie ein Schoßhund.
Elke hat diese weibliche Laberlust, sie will immer alles zerreden, sie provoziert mich, bis ich mit gesenktem Kopf auf sie zurase. Warum meidet sie nicht einfach Themen, die bei uns zum Eklat führen? Sie weicht keinen Millimeter mehr von ihrem Standpunkt ab. Immer geht es um Geld, was sie zum Fenster rauswirft. Wenn ihr Konto im Minus ist, soll sie sich eben ein paar Wochen mal keine Bluse kaufen. Wenn sie die zehnte Beule im Jahr ins Auto macht, flippt doch jeder Kerl aus. Das geht ja auch alles von unserem Urlaubsgeld weg.
Und diese Männernamen, die uns seit Jahren begleiten, z. B. ihr Ex-Mann, der alte Besserwisser, der Lieblingskollege und ihr Schulfreund.
Soll sie einmal mehr ihren frechen Mund darüber halten, was andere Typen alles können.
Dann stolpert sie auch nicht im Streit aus Versehen über einen Stuhl gegen die Wand, wenn ich sie leicht an der Schulter schubse. Sie nennt das ‚schlagen‘, ich nenne das Hysterie, gepaart mit absichtlich schlechter Körperbeherrschung als
Fitness-Tussie.
Sie soll froh sein, dass sie mich mehr interessiert als andere Männer ihre langjährigen Ehefrauen. Da habe ich mit Recht Panik bei Elke,
weil im Fitnesscenter fast nur Single-Typen rumhängen. Und ich weiß, wie sie drauf ist, wenn sie frustriert und traurig ist über ihre schlechte Ehe.
Erstens indiskret und zweitens stürzt sie sich sofort auf alles, was sich bewegt und nach Mann aussieht. Vielleicht muss ich meinen Zorn besser in den Griff kriegen, aber so wird das nichts. Wenn sie mich bewusst ständig zur Weißglut treibt, sieht es für mich so aus, als wollte sie mich langsam loswerden.“
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