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Gestrauchelter Held mit neuem Mut
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Einst war er zusammen mit Arnold Schwarzenegger die Bodybuilding-Ikone in Europa schlechthin. Doch Schicksalsschläge warfen Jusup Wilkosz aus der Bahn. Nach einigen Jahren, in denen es still um ihn geworden ist, hat der ehemalige Bodybuilding-Weltmeister nun wieder den Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Vor allem dank eines Buches, das der Schriftsteller Dr. Heiger Ostertag am vergangenen Samstag im Maichinger Fitnessstudio "House of sports" bei einer Lesung vorstellte.
"Extreme Fallhöhe"
"Was bleibt?" Diese Frage hatte sich der einstige Modellathlet in den vergangenen Jahren oft gestellt. Die Zeiten, in denen es für den inzwischen 58-Jährigen scheinbar nur bergauf ging, waren von einem Moment auf den anderen vorbei, und umso tiefer war schließlich der Fall. "Und genau das war das Faszinierende bei der Recherche für meinen Roman ,Was bleibt - die Reise des Jusup W., diese extreme Fallhöhe", erzählte Autor Dr. Heiger Ostertag am vergangenen Samstag bei der Vorstellung des Buches im gut besuchten Maichinger Fitnessstudio "House of sports".
Den Ort hatten der Autor und sein Hauptdarsteller durchaus weise gewählt. Für Jusup Wilkosz war es mehr als nur eine Rückkehr ins Rampenlicht. In seinem "Wohnzimmer" spielten er und Heiger Ostertag sich gekonnt die Bälle zu. Textpassagen aus dem Roman, vorgetragen von Heiger Ostertag, folgten Jusup Wilkosz Erklärungen, gespickt mit vielen Erinnerungen. Die Geschichte seines "tragischen Helden" erzählt Heiger Ostertag nicht etwa in einer Biografie, sondern in einem Roman, zu dem neben tatsächlichen Begebenheiten auch literarische Fiktion gehört - "im Verhältnis 80:20", wie der Autor betont. Die Geschichte wird erzählt in der Spiegelung der Romanfigur Jusup W. Ähnlich wie in Franz Kafkas "Der Prozess" durchlebt der Protagonist seines Romans einen Fall in soziale Tiefe. Er macht, ähnlich wie Kafkas Josef K. eine Verwandlung, einen Prozess durch. Bei Jusup Wilkosz war es der Tod seiner Frau Ende der 80er Jahre, der ihn vom Olymp stieß. In den folgenden Jahren ging er kaum noch außer Haus, suchte den Halt in der Familie und las viel. "An die 200 Bücher waren es", sagt Jusup Wilkosz.
Das erste Treffen mit Jusup W. bezeichnet Heiger Ostertag im Nachhinein als "sehr beeindruckend." und zitiert aus seinem Roman: "Da saß er vor mir, der Mann, über den ich ein Buch schreiben würde. Genauer, einen Roman nach der Wirklichkeit, keine Biografie, sondern eine literarische Geschichte - und er lächelte. Er erzählte viel, sprach laut und eindrücklich. Mitunter etwas ungenau und verwirrend - aber es packte mich. Natürlich musste alles geordnet und gestaltet, durchdrungen und verfolgt werden. Erzählpartien wurden entwickelt, die fiktive Dialoge erzeugten. Spezielle Sportsituationen mussten für das Verständnis teils akribisch beschrieben werden, was wiederum zu Schwierigkeiten beim Spannungsbogen führte."
Das Buch als Therapie
Jusup Wilkosz wirkt während der Lesung im "House of sports" oftmals unsicher, die Eleganz und Eloquenz von einst ist ihm abhanden gekommen, aber er hat den Kampf aufgenommen und gibt unumwunden zu: "Für mich war das eine Art Therapie. Das Buch hat mich wieder ins Leben zurückgeholt. Ich weiß nicht, ob ich mich sonst noch mal in der Öffentlichkeit gezeigt hätte. Die Zeit, in der ich Heiger Ostertag meine Vergangenheit, all die Höhepunkte und den Absturz erzählt habe, entfachte in mir neuen Lebensmut." Inzwischen trainiert Jusup Wilkosz wieder, unter anderem zwei bis drei Mal in der Woche in Maichingen, und hat sich vorgenommen in naher Zukunft auch wieder bei Wettkämpfen mitzumachen.
Doch was bleibt wirklich? "Viele schöne Erinnerungen", sagt Jusup Wilkosz, vor allem die gemeinsame Zeit mit Arnold Schwarzenegger in den USA. Der nun in Leonberg wohnhafte, und bis dato einzige deutsche Schwergewichtsweltmeister, und der inzwischen bis zu Gouverneursehren gekommene Österreicher ergänzten sich dermaßen gut, dass sie 1980 als erfolgreichstes Trainingspaar ausgezeichnet wurden. Der Kontakt ist in den vergangenen Jahren abgebrochen, soll aber wieder aufgebaut werden: "Arnold weiß von meinem Buch und wartet gespannt, was die Welt darin über ihn erfahren wird. Ich bin auch gespannt, wie die Medien auf diesen Roman reagieren werden."
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