Die einzelnen Muskeln haben in der Tat an sich genug Ruhe. Dein Körper besteht aber nicht nur aus den Muskeln, sondern (bezüglich Trainingseffekten) vor allem auch aus dem Nervensystem. Und da gilt: Nerven-Stress ist Nerven-Stress, egal wodurch er verursacht wurde. Ob durch Training derselben Muskelgruppe, einer anderen, irgendwelche weiteren körperlichen Aktivitäten, oder durch Emotionales wie Riesenstreit mit der Freundin.

Nun ist die Belastung des Nervensystems bei Bodybuildern (d.h. ja meist: mehr Wiederholungen, weniger Gewicht) geringer als bei Gewichthebern oder Powerliftern. Weiterhin bist du nunmal noch neural ineffizienter Anfänger, vielleicht auch noch Jugendlicher (oder jedenfalls unter 21/22 Jahren alt). Anders gesagt: Im Moment ist die Belastung noch recht gering, und deine Erholungsfähigkeit hoch. Und es gilt ja immer: Geringere Belastung ermöglicht höhere Frequenz.


ABER: Bei all dem solltest du eins bedenken. Es ist beim Krafttraining nicht das Ziel, möglichst viel Training (Sätze, Übungen) in die Woche zu quetschen. Das ist im Gegenteil völlig irrelevant, auch wenn es dir vielleicht ein gutes Gewissen beschwert ("hab ja was gemacht heute"). Nochmal: Wieviel du in einer Trainingseineit oder Woche schaffen kannst, ohne zu reihern, ist völlig irrelevant.

Entscheidend ist, welche Menge an Training dir NACH der Trainingseinheit, während der ERHOLUNG und der Zeit bis zum NÄCHSTEN Training derselben Muskelgruppe das Optimum an Verbesserung beschert, sei es nun Kraft, Muskelwachstum oder was auch immer. Nun kann man das Muskelwachstum nach wenigen Tagen schlecht messen, aber beim Kraftzuwachs funktioniert das. Teste aus, mit welcher Menge an Training du am schnellsten Wiederholungen, Widerstand o.ä. steigern kannst. 1 Satz pro Übung bei 2 Trainingstagen die Woche bringt über die Wochen im Schnitt am meisten? Dann mach das. 5 Sätze pro Übung, bei 7 Tagen Training die Woche, und das 2x täglich, bringt am schnellsten Zuwächse? Prima, mach das. Oder eben das, was sich sonst als optimal herausstellt.

Bei diesem Austesten macht es aber trotzdem Sinn, mit dem Minimum (oder zumindest nicht dem Maximum) anzufangen: Mehr Training = mehr Gefahr von Überlastungsverletzungen. Und: wenn du weniger als optimal wäre machst, dann machst du einfach langsamer Fortschritte. Wenn du aber mehr als optimal machst, dann besteht zusätzlich noch die Gefahr von Overreaching und danach Overtraining. Aus dem Overreaching kann man sich zwar recht einfach durch eine kontrollierte Pause wieder befreien, nur erfordert das schon etwas Ahnung, sonst wartet doch noch der Orthopäde.