Hallo allerseits,

nachdem ich Euch gestern einen Überblick über mein aktuelles Training und meine Ziele gegeben habe, möchte ich heute ein wenig in die Vergangenheit zurückgehen und Euch einen Einblick in die Ursprünge meiner Entwicklung geben:

Angefangen habe ich Mitte der achtziger Jahre in einem kleinen Fitnessstudio in Wiesbaden, das einige hervorragende Bodybuilder hervorgebracht hat (u.A. Roland Cziurlok und Frank Michel!) und nebenbei auch 1997 die Geburtsstätte des KDK Vereins "Powergym Wiesbaden" gewesen ist. Ungeachtet dieser hervorragenden Bedingungen waren meine Anfänge alles andere als leicht, zumal ich mit damals gerade einmal 67 kg bei 187 cm Körpergröße olffensichtlich über alles andere als gute Voraussetzungen für einen schnellen Muskelaufbau verfüge. Mit 17 Jahren war ich zwar nicht gerade unsportlich, aber auch alles andere als eine Sportskanone, ich hatte 1 Jahr vorher mit dem Boxen angefangen, für das ich technisch und konditionell durchaus talentiert war, mangels Kraft im Ring jedoch nicht wirklich überzeugen konnte. Nachdem ich im Training einen ehemaligen Vereinskameraden beobachten konnte, der vom Boxen zum Bodybuilding übergewechselt war und über eine - für meine damalige Sicht - beeindruckende Körperentwicklung verfügte, habe ich mich kurz darauf dazu entschlossen, mich selbst in dieser faszinierenden Sportart zu versuchen um mir mittels Gewichttraining eine Grundlage für einen besseren Punch zu verschaffen...

Das Studio war klein und heimelig, ein umgebauter Lagerraum im Untergeschoss einer Baufirma, mit vielen freien Gewichten und alten, teilweise selbst zusamengeschweißten Maschinen, einem alten Teppichboden, einer kleinen Bar, einem verschrobenem Besitzer, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, aus Hamplemännchen wie mir anständige Männer zu machen und einem Haufen Riesenkerle, die mich ungeachtet meiner körperlichen Verfassung ebenso schnell wie herzlich aufgenommen haben - einfach herrlich

Als ich mich nach einigen Wochen Maschinentraining das erste Mal an freie Gewichte getraut hatte, habe ich unter Aufsicht das erste Mal Bankdrücken gemacht - mit 40 kg, die mich regelrecht erschlagen haben und mit denen ich mit Mühe und Not und kräftiger Unterstützung gerade mal eine Handvoll Wdh hinbekommen habe. Ich weiss noch heute, wie grandios ich an meinem Höchstversuch mit 60 kg gescheitert bin, meine Kraftsubstanz war also auf einem selbst für Anfänger niedrigem Level. Bis heute habe ich um jedes Kilo gekämpft, sowohl bei den Gewichten, als auch beim eigenen Körpergewicht. Doch zurück zu den Anfängen: Der Studioinhaber hatte damals ein sehr einfaches und zumindest für Unwissende recht einleuchtendes Rezept: Jeder Muskel wird 1x die Woche trainiert, an 6 Tagen, mit 6 Übungen à 6 Sätzen à 6 Wiederholungen - Volumentraining at its max und eigentlich nur für Schüler geeignet und Verrückte, die ihren Erstwohnsitz ins Studio verlegt haben. Ungeachtet dem Schwachsinn der selbst für Volumentraining übertriebenen Satzanzahl konnte ich mit dem Programm zumindestens im 1. Jahr gute Erfolge erzielen, wobei ich im 2ten jahr wohl permanent übertraniert gewesen bin. 1987 lag mein Körpergewicht bei gut 80 kg, ich konnte zwar ebensoviel auf der Bank drücken, hatte aber ein Plateau erreicht, von dem ich mich auf Teufel komm raus (man beachte die Ansammlung von 6ern des Prinzips ) nicht lösen konnte. Stoffen kam für mich nicht in Frage, ich wusste zum damaligen Zeitpunkt noch nicht einmal, dass es Anabolika gibt - was war ich damals noch unbedarft und naiv! Irgendwann haber ich dann selbst angefangen, das Trainingsvolumen herunterzufahren, erst durch regelmäßiges Schwänzen von Trainingseinheiten, dann durch Reduktion der Übungen und schlußendlich auch der Sätze. 1987 war aber auch das Jahr der Gründung von Powergym, dessen Initiator Wilfried Dörner mich und viele andere für KDK beigeistert hat und an den ich mich heute noch ebenso gerne erinnere wie an meinen Trainingspartner Ralf, Roland, Johann, Fünfer, Michael, Andy und die ganzen anderen Verrückten, mit denen ich eine tolle gemeinsame Zeit verbracht habe... Unter der Anleitung von Wilfried habe ich gelernt, vernünftige Kniebeugen zu machen (mit dem A... bis zum Boden!), meine Liebe zu Kreuzheben entdeckt und vor allem verstanden, dass man um Mehr zu erreichen, weniger machen muss - aber dies dafür umso intensiver. Fortan habe ich meine Übungen und meine Sätze halbiert und schweres KDK-Training eingebaut, ich habe gelernt, über meinen Hunger hinaus zu essen - mit 8-10 tausend Kalorien am Tag habe ich gefressen wie ein Scheunendrescher und so innerhalb der folgenden 2 Jahr mein Gewicht auf 107 kg hochgetrieben, clean! wohlgemerkt. Meine Höchstleistungen lagen - soweit ich mich erinnern kann - bei 210 kg Kniebeuge, 235 kg Kreuzheben und 142 kg Bankdrücken (das war immer meine Schwäche). Summa sumarum fast 600 kg, aber viel zu wenig, um ernsthaft an eine aktive Wettkampfteinahme zu denken, zumal es im Powergym in meiner Gewichtsklasse ein paar Jungs gab, die 100 kg und mehr über meinen Leistungen lagen, darunter auch einen Fünfer, der ungestofft - und für ihn würde ich auch heute noch meine Hand ins Feuer legen - bereits damals im Wettkampf 300 kg perfekt gebeugt hatte! Zumindest im Kreuzheben war ich an den großen Jungs dran, und neben Roland (Cziurlok), Michael und Fünfer der einzige Bekloppte, der sein Auto regelmässig in oder aus eine(r) Parklücke gehoben hat (ich habe damals einen Golf II gefahren). Die Wende kam dann Ende der 80er, mit dem plötzlichen Tod eines dern sympatischsten Mitglieder unseres Studios, von dem wir alle wussten, dass er gestofft hatte und bei dem die Todesursache klar auf Anabolikamißbrauch zurückgeführt werden konnte. Wir waren alle geschockt von der Nachricht, wobei zumindest ein Teil derjenigen, die zu dem Zeitpunkt unter Strom gestanden haben (und das war zu diesem Zeitpunkt fast jeder Zweite im Studio) eine Lehre aus der Erfahrung gezogen und das Stoffen aufgegeben haben... Viel ist in dieser Zeit passiert: Wilfried, der Zeit seines Lebens immer für einen sauberen Sport eingetreten ist, hat sich kurz danach mit dem Studiobesitzer überworfen und das Powergym verlegt, Roland hat das Studio gewechselt und Ralf und ich haben beschlossen, unser in den letzten 2 Jahren nicht unerheblich auch durch Fett erhöhtes Körpergewicht deutlich zu reduzieren. Nachdem Ralf mit einer völlig bekloppten Diät mit 14 kg innerhalb 2 Wochen in Vorlage getreten ist, habe ich nachgezogen und mein Körpergewicht ebenfalls innerhalb von 2 Wochen von 107 kg auf 87 kg reduziert! Einen derartigen Blödsinn würde ich heute nicht mehr machen, zu offensichtlich ist der erhebliche Verlust an hart erarbeiteter Muskelmasse, den ich in dieser kurze Zeit erlitten habe. Aber zu diesem Zeitpunkt waren Ralf und ich einerseits unserer Meinung nach an die Grenze dessen gelangt, was ohne Stoff erreichbar war und andererseits derart "zugefressen", dass wir uns in unserer Haut nicht mehr wirklich wohl gefühlt haben. Zudem waren wir beide Singles und wollten unsere Chancen bei den Mädels aufbessern, die mit unserer kurzfristig durchgeführten Körperstraffung in der Tat erheblich angesteigen waren

Irgendwann im Laufe 1990 habe ich dann auch das Studio gewechselt, Ralf hat nur noch Klimmzüge und Dips gemacht (er sieht damit auch heute noch fantastisch aus!) und ich habe mein 3-Satz-Training mit dem Ziel des Muskelerhaltes (ich habe mich in den Folgejahren von 87 kg sukzessiv wieder auf 97 kg hochgearbeitet, bei durchaus guter Form) die nächsten 15 Jahre weiterbetrieben. In dieser Zeit ging es auch beruflich steil aufwärts, ich war lange Zeit selbständig und hatte verdammt viel um die Ohren, sodass ein 3-Tage-Training die logische Konsequenz meines engen Zeitkontingents gewesen ist. 2005 bin ich schwer erkrankt, aufgrund eines angeborenen, mir nicht bekannten Herzklappenfehlers (bikuspide Aortenklappe) habe ich nach einer Zahnsanierung eine Herzklappenentzündung erlitten, die ich 3 Monate lang mit hochdosierten Antibiotikakombination bekämpfen musste. Bereits während der Behandlung - und die Vermutung liegt nahe, dass dies DURCH die Behandlung entstanden ist - habe ich schwere Stoffwechselprobleme bekommen, die sich u.a. in massiven Herz- und Kreislaufbeschwerden, erheblichen Gelenkbeschwerden und Muskelschmerzen, Migräneanfällen und Konzentrationsstörungen sowie permanenter Müdigkeit geäußert haben. Nachdem mich verschiedene Ärzte auf den Kopf gestellt haben, wurde bei mir Ende 2005 - zu diesem Zeitpunkt war ich 9 Monate praktisch bettlägerig gewesen - ein Chronique Fatigue Syndrom (CFS) ->Wikipedia diagnostiziert, mein Leistungsindex auf der Bell-Skala lag zu diesem Zeitpunkt bei 20 Prozent, ich hatte einen Ruhepuls von 90 (heute: 60) und war sicher, dass ich das nächste Jahr nicht mehr überleben würde...

Wie ich die letzten 5 Jahre durchlebt und mich aus diesem Tief wieder herausgearbeitet habe, und wie mir das Training dabei geholfen hat, werde ich Euch in meinem nächsten Beitrag erzählen.

Bis dahin
ideefixx