"The Wire" ist eigentlich eine große, allumfassende Sozialstudie.

Wenn man in zerrütteten, sozial schwachen Familien aufwächst, so kommt man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr raus. Der Werdegang ist schon im Kindesalter vorprogrammiert: mit 12, 13 wird die Schule geschwänzt, mit 14, 15 steht man dann an der Ecke und vertickt Drogen. Von da an kennt man alle Bullen mit Vornamen, die nehmen einen regelmässig hopps.
Wenn man es die nächsten 5 Jahre geschafft hat, nicht umgelegt zu werden, hat man 10 Jahre Knast in Aussicht wegen Drogenhandel.
Die Väter sitzen da schon, werden auch ab und an mal besucht. Aber nicht dass sie ihren Söhnen pathetische Reden halten über den kriminellen Werdegang und seine Folgen, nein, da werden eher Tipps gegeben wie man es auf der Strasse richtig schafft und dass man jetzt der "Mann im Haus ist" und sich um die Familie zu kümmern hat.

In der hiesigen High Society gehts auch nicht besser zu. Anstatt der Gemeinschaft zu helfen werden Kriminalitätsstatistiken gefälscht, damit auf dem Papier die Verbrechensrate zurückgeht. Während sich in den Strassen die Leichen immer mehr türmen. Eine Vergewaltigung ist dann auf einmal "häusliche Gewalt", ein Mord "Totschlag" oder ein Raubmord auf einmal ein gewöhnlicher Überfall. Jeder will nur glänzen und denkt in erster Linie an sich.

Die Lehrer in den Schulen sind überfordert mit der, zugegeben, 90% afroamerikanischen Schülerschaft. Wenn der Lehrer nach den Hausaufgaben fragt (in der 8. Klasse) bekommt er als Antwort ein "Fíck dich!". Für den Scheíss hat man als ambitionierter Drogendealer doch sowieso keine Zeit. Die paar, die es schaffen wollen, werden entweder mit runtergezogen oder geben es irgendwann doch auf.