Sollte ich beim Training einen Gewichthebergürtel tragen?
Diese Überschrift beinhaltet eigentlich nicht nur eine, sondern gleich zwei Fragestellungen. Zum einen, ob es überhaupt ratsam ist einen Gürtel zu tragen, zum anderen, ob dies ein Gewichthebergürtel sein sollte.
Beide Fragen lassen sich mit einem "NEIN" beantworten.
Erstens ist es so, daß ein Gürtel im täglichen Training bei der Ausübung einer korrekten(!) Technik absolut unnötig ist. Lernen Sie die richtige Ausführung der jeweiligen Übung, dann können Sie auf einen Gürtel praktisch immer verzichten, da eine gute Technik der beste Schutz vor einer Verletzung ist. Es geht im Bodybuilding nicht um das Bewegen von möglichst hohem Gewicht, sondern darum, den Muskel maximal zu fordern, um ihm einen optimalen Wachstumsreiz zu verpassen. Genau das ist es aber, was ein Gürtel verhindert. Er entlastet den Bereich des unteren Rückens, wodurch die Reizsetzung hier geringer wird. Dadurch kann man zwar insgesamt mehr Gewicht bewältigen, fördert aber letztlich sogar eine Kraftungleichentwicklung des Rückens. Andere Rückenpartien werden kräftiger, der Rückenstrecker bleibt in der Entwicklung zurück. Auf Dauer fördert man damit eher Verletzungen, als daß man sie verhindert.
Einen Gürtel zu tragen um Schwächen in der Technik zu kompensieren und hier vor Verletzungen zu schützen, ist letztlich ein Doktorn an Symptomen aber kein Beheben der Ursachen. Auf Dauer wird das Risiko von Schäden dabei sogar zunehmen. Lernen Sie die korrekte Technik und halten Sie Ihr Ego im Zaum. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken. Gewicht ist nur Mittel zum Zweck, nicht Selbstzweck an sich.
Nutzen Sie den Gürtel nur dann, wenn Sie einmal im extrem niedrigen Wiederholungsbereich Maximalkraftversuche machen möchten, um Ihre Grenzen auszutesten. Auch die meisten Powerlifter tragen einen Gürtel nur zum Wettkampf, im Training arbeiten sie ohne ihn.
Zweitens sollten Sie als Bodybuilder oder Kraftdreikämpfer keinen Gewichthebergürtel tragen, sondern einen Powerliftergürtel. In den Disziplinen des Gewichthebens soll der Gürtel helfen, beim Umsetzen der Hantel den Bereich des unteren Rückens zu stärken und die Wucht abzufedern. Schließlich muss sich der Gewichtheber bei der Bewegung nach hinten legen, um das Gewicht auszubalancieren. Deswegen ist ein Gewichthebergürtel vorne schmal und hinten breit.
Die alles sind aber Bewegungen, die bei den langsamen Bewegungen des Powerliftigns/Bodybuildings nicht vorkommen, schließlich wird das Gewicht nicht vom Boden zur Hochstrecke gebracht, sondern entweder nur auf Hüfthöhe gezogen oder direkt aus einer Ablage auf die Schultern gelegt. Hier ist es eher so, daß der Powerlifter/Bodybuilder dazu neigt, sich in der Bewegung zu weit nach vorne zu beugen. Deswegen wird hier die Unterstützung eben auch dort benötigt. Die Bauchdruck wird so gestärkt und die Stabilität der Körpermitte gesteigert. Ein Powerliftergürtel ist deshalb rundherum gleich breit.
Noch eine abschließende Bemerkung:
Wenn man überhaupt einen Gürtel einsetzt, so sollte er nur bei den Übungen getragen werden, bei denen er wirklich eine Funktion ausüben kann. Das sind die schweren Grundübungen mit einem Gewicht auf den Schultern oder in Vorbeuge, wie Kniebeugen, Kreuzheben, Langhantelrudern und co. Wer bei Übungen wie Bizepscurls, Latziehen oder Beinstrecken einen Gürtel trägt, der sollte lieber eine Diät machen. Dadurch bekommt man auch eine schmalere Taille.
Ganz wichtig: Obige Ratschläge gelten nur für körperlich gesunde Menschen ohne Vorschäden. Sind Sie hier vorbelastet, dann konsultieren Sie zu Trainingsbeginn einen guten Sportarzt.
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