Freihanteltraining für Frauen
Die Angst vor zu viel Muskeln Die Macht der Medien Die Braut, die sich nicht traut
Lang- und Kurzhanteln, das sind Trainingsmittel um die Frauen einen großen Bogen machen. In der Regel sind die Kraftbereiche fest in Männerhand, während Frauen lieber ihre Trainigszeit auf Cardiogeräten verbringen oder einige leichte Sätze an der Adduktorenmaschine absolvieren. Dieses Klischee scheint ein ungeschriebenes Gesetz - zumindest in der Mehrzahl deutscher Fitness-Clubs. Woher aber kommen diese seltsamen Verhaltensweisen? Müssten sich die Damen und Herren nicht gleichmäßiger auf alle Trainingbereiche verteilen, um ein ausgewogenes Trainingsprogramm durchzuführen?
Die Angst vor zu viel Muskeln
In der Regel wünschen sich Frauen einen straffen und trainierten Körper, um den typischen Problemzonen entgegenzuwirken. In Gesprächen gewinnt man oft den Eindruck, Frauen haben eine panische Angst davor, quasi über Nacht riesige Muskelberge aufzubauen, die sie letztlich nicht mehr los würden.
Die verschiedenen Zielsetzungen von Frauen und Männern spielen aus sportmedizinischer Sicht jedoch eine untergeordnete Rolle, da die physiologischen Mechanismen, die durch den Trainingsreiz in Gang gesetzt werden geschlechtsunabhängig sind. Die Ergebnisse fallen, was intensives Krafttraining mit freien Gewichten angeht jedoch höchst unterschiedlich aus. Die GfE hat es in ihren Newslettern bereits anschaulich verdeutlicht:
„Frauen produzieren im Vergleich zu Männern nur etwa ein Drittel
des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Es hilft, Muskelpakete aufzubauen. Nur wenige Frauen sind aufgrund ihrer Genetik dazu in der Lage, Muskeln wie ein Mann aufzubauen. Das dauert aber Jahre und wird meistens mit Medikamenten unterstützt.“
Das Ergebnis spiegelt sich in diesem Fall in einem straffen und durchtrainierten Körper wider. Der Ausprägungsgrad der Muskulatur lässt sich nach individuellen Empfinden antrainieren. Ist man mit den Ergebnissen zufrieden, wird die Trainingsbelastung auf gleichem Level gehalten und nicht mehr progressiv gesteigert.
Die Macht der Medien
In der heutigen Zeit bestimmen die Medien unsere Schönheitsideale und legen fest, wie Frau auszusehen hat: nicht sportlich, nicht trainiert, sondern dünn. Um dieses Ziel zu erreichen reicht es einfach schon aus, nichts zu essen und dadurch ordentlich Muskulatur zu verlieren. Wenn das Knie die dickste Stelle am Bein ist, hat man es geschafft!
Fernsehen, Radio, Internet und Printmedien sind allgegenwärtig und kaum ein Mensch kann sich Ihrem Einfluss entziehen. Die bunte und grelle Fitnesswelt bildet hier keine Ausnahme. Jedes Jahr wird das Rad neu erfunden und zahlreiche „Innovationen“ erobern den Markt, die alle immer wieder auf das selbe Ziel hinauslaufen: mit weniger Aufwand und Anstrengung mehr erreichen. Die Marketingexperten gehen auf die Wünsche der Menschen ein und stellen sie plakativ dar um ihr Produkt abzusetzen. Gerade einschlägige Frauenzeitschriften glänzen in dieser Hinsicht immer wieder durch unzweckmäßige Trainings- und Ernährungsemfehlungen, die bereitwillig von ihren Leserinnen umgesetzt werden: Zu Hause ein paar Sprudelflaschen in die Höhe stemmen und man bekommt straffe Arme, die Pobacken für ein paar Sekunden zusammen kneifen und der Po wird knackig, beide Hände fest zusammendrücken, das stärkt die Brustmuskulatur, in nur 10 Minuten täglich zur Strandfigur, noch vor dem Sommer!
Auffallend ist, das überall bewusst das Wort „Krafttraining“ vermieden wird. Stattdessen wird lieber von „Bodyshaping“ oder „Boyforming“ gesprochen.
Würde in den Medien verbreitet werden, dass das Lang- und Kurzhanteltraining die überlegene Methode zur Formung des Körpers sei, wäre es ein vernichtender Schlag für die gesamte Fitnessindustrie. Ein ganzer Absatzmarkt für teure Gerätschaften würde möglicherweise zerstört.
Der Trend geht weiterhin zu Wellness- und Gesundheitszentren, in denen die Trainingsintensität auf ein Minimum heruntergeschraubt wird. Training zur bloßen Beruhigung des schlechten Gewissens betrieben, ohne messbare und sichtbare Erfolge. Das Muckibuden-Image drängt die Bedeutung von Training mit freien Gewichten im Fitnessbereich, trotz Ihrer wissenschaftlich belegten Vorteile, weiterhin an den Rand. Wer strengt sich heutzutage noch an beim Training? Das ist doch völlig out.
Die Braut, die sich nicht traut
Erstaunlicherweise lässt sich vielen Gesprächen feststellen, dass zahlreiche Frauen durchaus dazu bereit wären an Lang- und Kurzhanteln zu trainieren. Zwei Dinge jedoch halten sie davon ab:
-- Mangelnde qualifizierte Betreuung und die Sorge etwas falsch zu machen
-- Unter Beobachtung von anwesenden Männer zu stehen
Eine qualifizierte Trainingsbetreuung mit entsprechender Erfahrung im Training mit freien Gewichten ist heute schwer zu finden. Personalkosten und Betreuungsaufwand müssen niedrig gehalten werden, das ist wirtschaftliches arbeiten. Hanteltraining erordert das genaue Gegenteil vom Trainerpersonal: Aufmerksamkeit, Hingabe, Engagement und vor allem viel Zeit.
Den Faktor „Mann“ in den Griff zu kriegen ist eine Sache von Gewohnheit. In Sportvereinen, die oft über nur begrenztes Traininingsequipment verfügen werden gerne Lang- und Kurzhanteln verwenden, da sie verhältnismäßig günstig sind und ein sehr breites Spektrum an Übungen ermöglichen. Hier absolvieren Frauen wie Männer das gleiche Training! Es werden sportartspezifische Bewegungen durchgeführt, welche sich leistungsfördernd auf die jeweilige Sportart auswirken sollen. Sehen hier die Frauen deshalb aus wie Männer? Werden sie deshalb befremdend von den Männern beobachtet?
Es wird an diesen Beispielen deutlich, dass die geringe Verbreitung des Krafttrainings an Lang- und Kurzhanteln bei Frauen größtenteils auf sozio-kulturelle Hintergründe und den Einfluss der Medien zurückzuführen ist. Aus trainingswissenschaftlicher Sicht ist das Training mit freien Gewichten dem an Kraftmaschinen deutlich überlegen:
-- Mehr beanspruchte Muskelgruppen
-- Höhere Stoffwechselaktiviät
-- Verbesserte intermuskusläre Koordination
-- Sehr abwechslungsreich
-- Hoher Alltagsnutzen
-- Sehr feine Gewichtsabstufungen
-- Qualifizierte Betreuung unabdinglich
Geschrieben von Robert
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