Zitat Zitat von Neosnoop Beitrag anzeigen
@Animal: Die Bilder waren so etwa in der Mitte zwischen beiden angesetzt.
Jedoch glaube ich, dass das kaum viel Unterschied gemacht hätte, ob ich Arni und Lou oder Cutler und Yates gezeigt hätte. Denn so wie ich das wahrgenommen habe, werden selbst die Bbler aus den 70ern als zu 'massig' und muskulös angesehen. Und warum sollte ich keine zeitgemäßen Athleten zeigen, denn diese verkörpern doch unseren Sport heutzutage, auch wenn ich weiß, dass die Mehrheit nicht so aussieht.
Ich lasse mich durch niemand anderen als mich selbst verkörpern . Insofern kann ich Dir da nicht zustimmen.

Ich denke, daß Dacta-Q da einen wichtigen Punkt angesprochen hat. Und während ich Cutler und Yates in jeder Hinsicht für Ihre Leistung respektiere, stellt dieser Spitzensport MMN auch nur einen Aspekt des Bodybuildings dar, genauso wie ein Mountainbiker oder BMX-Künstler sich nicht unbedingt mit (den Dopingexzessen bei) der Tour de France identifizieren wird.

Natürlich spielt dieser Aspekt in der Gesamtwirkung eine wichtige Rolle, vor allem was die BB-Industrie betrifft, die mit Bildern von Cutler und Yates diverse Supps an den Mann zu bringen versucht und mit ihren Werbeetats diesen Spitzensport überhaupt erst finanziert. Dennoch finde ich, daß man diese Verquickung durchaus kritisch sehen sollte.

Selbst die männlichen Models auf der Titelseite der Men's Health stoffen oft (z.B. Christian Boeving, Quelle "Bigger, Stronger, Faster" Film 2008), während die Zeitschrift suggeriert, dies sei alles mit den beworbenen Müsliriegeln und einem "6-Wochen-Plan für den perfekten Bauch" zu erreichen. Aber so funktoniert die Industrie eben in einem kapitalistischen System: Werbung spricht die Wunschvorstellungen des Konsumenten an und präsentiert eine vermeintlich gangbare Lösung, diese zu verwirklichen.

Ehrlicher ist es meiner Meinung nach, gleich zu sagen, daß es sich bei diesen Bildern um Extreme - allein schon was die genetischen Voraussetzungen betrifft - handelt. Und daß Vergleichbares eben nicht auf natürlichem Wege zu erreichen ist. Daß Steroide letztlich eine persönliche Entscheidung des einzelnen Athleten sind, die im Spitzensport anders abgewägt werden muß als im Breitensport. Aber daß Bodybuilding (gerade im Breitensport) unabhängig davon eine wertvolle, ganzheitliche Lebens- und Trainingsphilosophie - bis in's hohe Alter - darstellt.

@Georgy: Ich bin mir dessen durchaus bewusst, dass die Veranstaltung an der Schule vielleicht nicht der beste Ort dafür war. Man kann wahrscheinlich auch davon ausgehen, dass wenn ich den Vortrag auf einer Baustelle oder in Kreuzberg gehalten hätte, vielleicht mehr Zustimmung erhalten hätte. Doch wären wir dabei wieder bei unserem Klischee des 'Dummensportes' und es macht mich ziemlich ärgerlich, dass die Allgemeinheit keine Tolleranz besitzt uns den Sport zu gönnen, sondern uns damit noch aufzieht und erniedrigt. Nur weil man in jeder neuen Trainingseinheit versucht sich wieder zu steigern und Alles zu geben und während andere ihr Feierabendbier trinken, sich selbst im Fitnesstudio aufhält und versucht sich körperlich aktiv zu betätigen.
Zitat Zitat von cogitoo
Ohne jetzt für jeden "BB" einen IQ Test parat zu haben, bin ich überzeugt, dass dumme/bildungsferne Menschen eher die Möglichkeit der "körperlichen Ausdrucksfähigkeit" suchen. Ein dicker Bizeps macht hier eben mehr Eindruck als die Beweisführung zur Relativitätstheorie, ein schlank programmierter Softwarecode oder eine optimierte Steuererklärung.
Ich halte einfach die Frage nach dem durchschnittlichen IQ eines Bodybuilders völlig irrelevant. Zum einen, weil es beim Training selbst mehr auf Kollegialität und Sozialverhalten ankommt. (Ich gebe zu, daß unter den angenehmsten Trainingspartnern oft auch Ärzte oder sonstige Akademiker zu finden sind, aber das hat nix mit deren Intelligenz oder Bildung zu tun, sondern mit ihrem methodischen Herangehen anstelle von nervigem Discopumper-Gehabe.)

Zum anderen weil es ziemlich arm ist, Menschen in Schubladen einzuordnen und ich nicht einen Pfifferling darauf gebe, was jemand denkt, der mich anhand von Gruppenklischees meint beurteilen zu können. Wer so etwas tut, belegt damit nur seinen eigenen Mangel an Denkvermögen. Mir ist es schlicht egal, ob mir jemand den Sport gönnt und ich lasse mich auch von niemandem erniedrigen. Über so etwas muß man drüberstehen (Wenn jemand BB ablehnen muß, um sich intelligenter zu fühlen: soll er doch. Ich weiß, daß mein eigener IQ höher ist als von mindestens 99.95% der Bevölkerung, so who cares). Und da ich Bodybuilding auch stark philosophisch betrachte, finde ich sehr wohl, daß einem der Sport genau dabei hilft. Das Eisen klärt die Gedanken und trennt das Wichtige vom Unwichtigen. Und Neider sind nunmal unwichtig.

Deshalb denke ich, es braucht nicht mal Erklärungsversuche wie "körperliche Ausdrucksfähigkeit bildungsferner Menschen", man sollte sich gar nicht erst auf die klischeehafte Prämisse des dummen Bodybuilders einlassen. Persönliche Leistung und das Streben nach Selbstperfektionierung verdient Respekt, genau wie die Tatsache, daß jemand seinen Weg gefunden hat und diesen (ggf. gegen Widerstände) geht. Und dabei ist es mir egal, ob Bodybuilder oder Konzertpianist. Mißgunst ist etwas für die Unreifen und die Nicht-mit-sich-selbst-im-Reinen.